Autor Thema: Kinder und Kirche  (Gelesen 11789 mal)

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Offline Mirjam

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Re: Kinder und Kirche
« Antwort #15 am: 10.03.09, 19:36 »
Hallo

ich war mir nicht sicher, wo ich den Beitrag + Link hinstecken soll. Betrifft aber auch Kinder und Kirche. Dieser Tage habe ich einen erschütternden Bericht gesehen, der derzeit auch ganz Brasilien bewegt.

Und ich frage mich schon, wieviel Fundamentalismus von Rom aus geduldet werden:

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Abtreibung-Brasilien-Katholische-Kirche;art1117,2744738

Abtreibung bei Neunjähriger - Mutter und Ärzte exkommuniziert.

Trotz schrecklicher Umstände kritisierte die katholische Kirche im brasilianischen Refice eine Abtreibung bei einer Neunjährigen scharf. Alle Beteiligten wurden aus der Kriche verbannt, obwohl das Mädchen eine Schwangerschaft vermutlich nicht überlebt hätte. (...)

Rio de Janeiro -  Gegen den erbitterten Widerstand der katholischen Kirche haben brasilianische Ärzte bei einem erst neunjährigen Mädchen in Recife Zwillinge abgetrieben. Der örtliche Erzbischof José Gomes Sobrinho teilte anschließend mit, die beteiligten Ärzte sowie die Mutter des Mädchens seien exkommuniziert. Das Mädchen war von seinem Stiefvater vergewaltigt worden und in der 15. Woche schwanger. Das Leben des Kindes sei in Gefahr gewesen, sagte der Direktor des Gesundheitszentrums Amaury de Medeiros der Universität des Bundesstaates Pernambuco, Sergio Cabral, am Mittwoch.

Abtreibung nach Vergewaltigung ist in Brasilien erlaubt

Die katholische Kirche, die zunächst mit einer Strafanzeige wegen Mordes gegen die Mutter des Mädchens gedroht hatte, erklärte die Exkommunizierung aller Beteiligten. Nach dem Kirchenrecht sei dies in jedem Fall automatische Folge einer Abtreibung. Gesundheitsminister José Gomes Temporao kritisierte die Haltung der Kirche, weil eine Abtreibung in Brasilien nach Vergewaltigungen oder bei Risikoschwangerschaften erlaubt ist.

Katholische Kirche: Sie hätte die Kinder bekommen müssen

Die katholische Kirche Brasiliens hatte gefordert, das Mädchen solle die Zwillinge austragen. Der Rechtsanwalt der als besonders konservativ geltenden Erzdiözese von Olinda und Recife, Marcio Miranda, sagte: "Wir halten das für Mord. Das Gesetz Gottes lautet: Du sollst nicht töten." Nach Worten von Sobrinho bedeutet die Exkommunizierung, dass die Betroffenen nicht mehr am Abendmahl teilnehmen und keine Sakramente empfangen dürften. In die Hölle kämen sie aber nicht automatisch, wenn sie "rechtzeitig bereuen und um Vergebung bitten", sagte der Erzbischof.


Menschen werden dafür bestraft, dass sie einem Opfer, einem Kind das Leben retten. Die Kirche fordert bei allem Verständnis für ihr Credo ungeborenes Leben zu schützen - wahrhaftig, dass man das Leben von allen 3en (dem Mutterkind und den beiden Zwillingen) auf Spiel setzt, nur um ein Dogma nicht zu verletzen. Ich kann das nicht verstehen, wenn es um meine Kinder ginge, dann würde ich auch alle Hebel in Bewegung setzen, damit sie leben können auch wenn es sich um eine so schwierige Entscheidung handelt. Und statt die Mutter und ihre Tochter zu unterstützen - stellen sie sie mit einer Exkommunikation an die Wand.

Habt ihr auch den Bericht gesehen bzw. schon vorher gelesen?

Mirjam


Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline Frieda

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Re: Kinder und Kirche
« Antwort #16 am: 08.01.10, 20:11 »
Ich möcht mal etwas schönes erzählen. Wir haben ja auch einen netten, kinderlieben Pfarrer :) Miene Kinder gehen auch (zumindest meist) gern in dei Kirche. Mein Kleiner ist jetzt 2 Jahre, 4 Monate und begeisterter (!!!) Kirchgänger ("auch mit Kirche")Er ist auch recht brav dort. Beim Halleluja vorm Evangelium singt er schon laut mit. Letzen Sonntag hat eingentlich der Kirchechor gesungen, das hat ihn nicht gestört, so hat er den Kirchenchor unterstützt. Haben aber nur die umsitzenden gehört. Besonders gern mag er den Friedesngruß. Da geht er auch aus der Bank raus und gibt allen herum die Hand. Sogar die ein paar eher griesgrämige ältere Männer freun sich richtig :D So solls doch sein. Sein Pate sitzt normal auf der anderen Seite der Kirche, da gibt er dann, wenn er mit geht zur Kommunion die Hand zum Friedensgruß. Nicht so ganz einfach für ihn zwischen den Beinen der Erwachsenen durchzuschlüpfen um dort hinzukommen ;) Vor kurzem sind wir wieter vorne gesessen, voren ghet der Pfarrer zu den Kindern hin, da ist er aus der Bank und dem Pfarrer gleich hinterhergelaufen. Da haben alle grinsen müssen.
Viele Grüße,

Jesus verspricht: Ich bin bei euch alle Tages eures Lebens bis ans Ende der Zeit (Mt 28,20)

Offline gammi

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Re: Kinder und Kirche
« Antwort #17 am: 09.01.10, 08:00 »

Meiner Meinung nach liegt die Kernkompetenz der "christlichen Erziehung" eindeutig bei den Eltern und nicht beim Pfarrer/Pastor. Also wenn ich als Papa nix am Hut habe mit dem Glauben, nur an Weihnachten in den Godie gehe usw., dann kann ich von meinem Nachwuchs keine Begeisterung für diese Bereiche erwarten. Die lieben Kleinen schauen sich einfach zuviel ab!!
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...aber vielleicht spielt der Pfarrer doch eine Rollen bei der Familie, in der die Eltern auch in den Gottesdienst gehen.

Wir hatten einen Pfarrer der konnte so gut mit Kindern umgehen, da war es wirklich toll......der andere Pfarrer hat die Kinder, die Interesse hatten buchstäblich wieder vergrault. Es war einfach die Ausstrahlung - wenn sie im Kommunionunterricht etwas nicht wußten, dann hat man ihm richtig angesehen, wie er wütend wurde. Der andere Pfarrer hat es den Kindern dann einfach schön erklärt. (Er war lange in der Mission tätig). Und wir hatten auch ein Kind in der Gruppe, dessen Eltern waren sonst nie im gottesdienst. Dem Kind hat es aber so gut gefallen, dass es sonntags alleine aufgestanden ist und mit in die Kirche ging. Zwar nur eine kurze zeitlang, aber immerhin.
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Offline Steinbock

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Re: Kinder und Kirche
« Antwort #18 am: 26.01.10, 18:32 »
Menschen werden dafür bestraft, dass sie einem Opfer, einem Kind das Leben retten. Die Kirche fordert bei allem Verständnis für ihr Credo ungeborenes Leben zu schützen - wahrhaftig, dass man das Leben von allen 3en (dem Mutterkind und den beiden Zwillingen) auf Spiel setzt, nur um ein Dogma nicht zu verletzen. Ich kann das nicht verstehen, wenn es um meine Kinder ginge, dann würde ich auch alle Hebel in Bewegung setzen, damit sie leben können auch wenn es sich um eine so schwierige Entscheidung handelt. Und statt die Mutter und ihre Tochter zu unterstützen - stellen sie sie mit einer Exkommunikation an die Wand.

Habt ihr auch den Bericht gesehen bzw. schon vorher gelesen?

Mirjam


Ja, Mirjam, das habe ich in einem seriösen Blatt gelesen - und weil ich es gerade hier lese -
es regt mich dermaßen auf!!

Da kriege ich so eine Wut - und frage mich, ob es überhaupt gut ist (das Thema ist ja Kinder
und Kirche), die Kinder "zur Kirche zu führen". Gewisse läuft nicht alles schief. Aber doch sehr
vieles.... :'(

Elisabeth
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)

bulldogdoktor

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Re: Kinder und Kirche
« Antwort #19 am: 27.01.10, 11:17 »
Passt jetzt nicht 100%ig hier auf den Beitrag aber dann wieder doch:

Kinder kann man denk ich nur durch das Vorleben des Kirchgangs zum mitgehen bewegen. Deshalb ärgert es mich eigentlich das in vielen Gemeinden keine Rücksicht mehr auf Milchviehlandwirte genommen wird...Wir sind halt nicht schon um halb 9 geschniegelt und gebügelt zum Kirchgang.
Für die Schwiegermutter in spe fällt fast regelmäßig das Frühstück aus oder wird zur Hetze um in die katholische Kirche zu gehen.
Für die evangelische Kirche müssten wir noch eher fertig werden.

Ich denk mir dann auch immer: Wir wären da ja schon wach und sind einfach noch nicht fertig, aber würde ich wenn ich ausschlafen könnte, deswegen schon so bald aufstehen?

Einige Gemeinden sollten hier mal etwas nachdenken, warum ihre Kirchenbänke immer leerer werden.

Und da schließt sich für mich wieder der Kreis....wenn es den Kindern nicht vorgelebt wird/ werden kann in die Kirche zu gehen, dann werden die auch in Zukunft keine Kirchgänger werden und die Bankreihen werden sich immer weiter lichten.

Gruß Sven

Offline Rosi K

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Re: Kinder und Kirche
« Antwort #20 am: 28.01.10, 10:48 »
Hallo!
Ja, das Gefühl hab ich auch, dass es die richtige Zeit nie geben für die Kirche nie geben wird. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke (und wir hatten damals auch Kühe und Stallarbeit), so hat mich meine Mutter meistens für die Frühmesse um 7.00 Uhr :o geweckt. Man hat sich gar nichts dabei gedacht, man war froh, dass man dann den Sonntag für sich gehabt hat.
Heute war bei uns bis vor kurzem immer im Wechsel Samstagabend 18.30 Uhr oder sonntags um 10.30 Uhr Messe. Jetzt, nachdem die 5. Gemeinde zur Seelsorgeeinheit dazukam ist manchmal nur noch jeden 3. Sonntag bei uns Messe allerdings um 10.00 Uhr. Das finde ich eigentlich besser als 10.30 Uhr.
Als unsere Kinder klein waren, haben wir sie oft mitgenommen. Die Tochter war sogar lange Jahre bei den Ministranten auch noch später als Gruppenleiterin. Und heute: Wir selbst gehen vielleicht noch einmal in 2 Monaten, unser Sohn lässt sich nicht mal an Weihnachten überreden und seit die Tochter einen Freund hat, hat sie samstagabends und sonntagmorgens natürlich auch keine Zeit mehr. Wenn man bedenkt, was sich in gut 25 Jahren da geändert hat. Ich sage ehrlich, eigentlich möchte ich schon am Glauben festhalten, und wollte den Glauben auch an unsere Kinder weitergeben, ich finde es lebt sich einfach hoffnungsvoller und man kommt sicher auch besser über Krisen hinweg. Andererseits sehe ich unseren Pfarrer, wenn er dann mal selber da ist, einfach nur noch frustriert. Dem merkt man richtig an, dass ihm sein Job auch keinen Spass mehr macht und er ihn sich auch nicht so vorgestellt hat. Nicht selten schafft er es dann noch, die Leute abzukanzeln, weil sie beispielsweise während einem 10-minütigen Gloria des Kirchenchors sich erlaubt haben hinzusitzen oder weil sie zu weit hinten in der Kirche sitzen. Da denke ich mir manchmal: Ich gehe 1 Stunde laufen, bleibe an meinem Lieblingsplatz sitzen, schaue mir die herrliche Landschaft an und komme viel besser zur Ruhe und zum Nachdenken als in der Kirche, wo es oft nur darum geht: Was hat wer an, wessen Kinder gehen noch mit, sitzt man auch weit genug vorne.....Ich glaube das Ganze hat mit dem, was Jesus wichtig war, nicht mehr viel zu tun.
Wenn sich nicht bald etwas ändert, auch die Haltung der Kirche zu verschiedenen Fragen, die einfach nicht mehr in die heutige Zeit passen, wie z.B. Empfängnisverhütung, Zöllibat, Frauen usw., dann werden die Kirchen in 1o Jahren ganz leerstehen vielleicht als Zeugnisse einer vergangenen Zeit, auch kein schöner Gedanke, oder :(?
nachdenkliche Grüße
Rosi K

Offline Sasa

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Re: Kinder und Kirche
« Antwort #21 am: 06.03.10, 20:41 »
Ich denke, da hat Siegikam was wichtiges geschrieben: Der Same ist gelegt...war bei mir ähnlich. Als Teenie und ganz junge Erwachsene hatte ich für Gottesdienste schlichtweg "keine zeit" ;D, aber später kam das wieder...