Die Milchbauern nutzen – genauso wie die Milchindustrie, der Handel und die Molkereien – die Presse, um sich eine außerordentliche Propagandaschlacht zu liefern. Auch der Bauernverband mischt fleissig mit.
Ein zentraler Punkt, über den versucht wird Einfluss auf noch unentschiedene Milchbauern (und die Öffentlichkeit) zu nehmen, ist die Streikbeteiligung. So verbreitet der Milchindustrieverband (MIV) einem Rückgang der Lieferungen um lediglich zehn Prozent. Der BDM schätzt die Streikteilnahme seiner Mitglieder dagegen auf 90 Prozent. Doch wieviele Milchbauern wirklich mitmachen kann derzeit niemand sagen.
‚Die überwiegende Mehrheit der Milchbauern lehnt einen solchen Streik ab‘, so Agnes Scharl, Sprecherin des DBV, zur Berliner Morgenpost.
Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels wiegelte zunächst ab (‚Der Streik hat keine Wirkung, der Spuk wird nicht lange dauern‘) und wirft den Bauern nun vor, dass sie überschüssige Milch wegschütten. ‚Milch wegzukippen, während Menschen hungern, ist ein Frevel und eine Riesensauerei‘ zitiert ihn die Bild-Zeitung.
Ein ähnliches Zitat kursiert von DBV-Präsident Sonnleitner und verärgert solidarische Verbandsmitglieder. Dem Sender N24 sagte Sonnleitner moderater: ‚Die Bevölkerung hat Verständnis für die Milchbauern.‘ Das Produkt Milch sei ‚unwahrscheinlich positiv besetzt‘. Ob er was ahnt? Mit ‚Milchmädchen, wehrt euch!‚ deutet die Berliner TAZ schon einmal an, das es Ärger für die Bremser im DBV geben könnte.
Auch die Presse selbst scheint das Thema zu lieben: bereits am 17. April titelt die ‚WELT‘ (wie schon öfter mal weltfremd): Bauern-Streik führt zu Hamster-Käufen bei Milch. (Der Link ist den Klick nicht wert, denn der Titel findet sich im Artikel nicht wieder …) Und während es gestern in der WELT noch hieß: ‚Großteil der Milchbauern streikt nicht mit‘ wird das Hamster-Thema heute recycled und zum ‚Milchkrieg‘ erklärt. ‚DiePresse‘ setzt noch einen drauf und hat im ‚Milchkampf‘ ermittelt: ‚Ein Teil der DGV(??)-Bauern liefern weiterhin ihre Milch an die Molkereien. Allerdings Nachts – um von den Nachbaren nicht gesehen zu werden.‘ Zum Schiessen …
Auch in der Schweiz, wo jetzt ebenfalls gestreikt wird, weiss die Presse bereits: Die Bauern laufen ins Leere. Und Emmi, der grösste Schweizer Milchverarbeiter, sieht nach Presseberichten dem angekündigten Milchstreik der Bauern ‚gelassen‘ entgegen.
Abwarten …