Rohstoffpreise im Steilflug

Die Preiserhöhungen für Milch und Milchprodukte im Juli waren – wie bereits kommentiert – nur der Anfang einer längeren Teuerungswelle.

Amüsant, aber nicht (nur) so gemeint: Eau de lait
Milch als Luxusprodukt in einem Parfüm-Flacon – in einem aktuellen Anzeigenmotiv prangert die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INMS) die steigenden Milchpreise an. Die ironisch präsentierte Botschaft: Durch die wettbewerbsfeindlichen Eingriffe der EU-Agrarordnung würde das Naturprodukt allmählich zu einem Luxusgut. Das Resumee: Die Bürger seien zu Recht über die Preiserhöhungen sauer. Immer wenn der Staat Preise und Mengen diktiere, zahle der Verbraucher am Ende drauf.

Eine dramatische Entwicklung auf dem Hartweizen-Markt vermelden jetzt die Nudelhersteller, die ‚mit Verknappung und drastischen Preisen kämpfen‘ müssen. Der Lieferengpass bringe die Branche in Schwierigkeiten.

Der Preis für die Tonne Hartweizen stieg allein von Anfang Juli bis Mitte August um mehr als 90 Euro. Hatte er Anfang Juli noch bei 260 Euro gelegen, wurden Ende Juli 300 Euro und Mitte August mehr als 350 Euro dafür verlangt. Vor einem Jahr hätten die Hartweizenmühlen noch 170 Euro pro Tonne bezahlen müssen, so Frank Haack vom Verband der Teigwarenhersteller und Hartweizenmühlen.

Hier diagnostiziert man: ‚Ursache ist zum einen schlechtes Wetter und zum anderen die zunehmende Konkurrenz durch die Bioethanol-Produktion, für deren Rohstoffe die Landwirte attraktivere Preise erzielen können‘. Und: ‚Ein Ende der Preissteigerungen ist nicht abzusehen.“

Analysten der Deutschen Bank gehen laut einem Bericht des Berliner ‚Tagespiegel am Sonntag‘ davon aus, dass die Preise für Agrarrohstoffe wie Getreide und Mais weiter steigen werden. Das Blatt zitiert den Leiter der Abteilung Rohstoff Research, Michael Lewis: ‚Wir erwarten bei den Nahrungsmitteln und vor allem bei Getreide die längste Rallye der Geschichte, die Preise werden voraussichtlich bis Anfang 2009 steigen.‘ Das würde das, was in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts passiert ist, weit in den Schatten stellen.

Wolfgang Twardawa von der Gesellschaft für Konsumforschung schloss in der Zeitung Mitnahmeeffekte nicht aus. Auch die Verbraucherzentrale erwartet, dass weitere Verteuerungen anstehen. Der Verband vermutet dahinter auch Absprachen im Handel.

Viele Landwirte rechnen damit, daß die mäßige Ernte und die besseren Preisen dafür sorgen, daß etwa soviel verdient wird wie im Vorjahr. Die Milchbauern sehen für August / September zwar erste Steigerungen bei den Erzeugerpreisen, werden aber kaum mehr Milch produzieren können, ohne daß sie für die Überlieferung ihrer Quoten abgestraft werden.

Die großen Verarbeiter und Handelskonzerne werden wohl zusätzlich dadurch profitieren, daß in den kommenden Monaten bevorzugt mit Futures und Zertifikaten auf Lebensmittel spekuliert wird.

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