19. November 2008

Baden-Württemberg: Waldzustandsbericht 2008 vorgestellt

Themen: Baden-Württemberg,Wald,Waldbericht — info @ 11:11

Gesunde Waldfläche um drei Prozentpunkte auf 25 Prozent angestiegen – Trotz der erfreulichen Entwicklung keine Entwarnung
Minister Peter Hauk: Die deutlich geschädigte Waldfläche hat sich 2008 wieder um rund fünf Prozentpunkte verbessert

Stuttgart (agrar.de) – „Die deutlich geschädigte Waldfläche ist wie im Vorjahr wieder um rund fünf Prozentpunkte auf 35 Prozent gesunken. Der Nadel-/ Blattverlust aller Bäume verringerte sich um 2,2 Prozentpunkt auf nunmehr 23,6 Prozent. Die Waldfläche ohne erkennbare Schäden hat sich gegenüber dem Vorjahr um drei Prozentpunkte auf 25 Prozent erhöht. Ursache für die positive Entwicklung seien einerseits die günstigen Witterungsbedingungen, mit dem feucht-warmem Wetter der letzten beiden Jahre, als auch die geringe Ausbildung von Blüten und Früchten sowie die geringe Schädigungen durch Insekten“, sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk in Stuttgart.

Großer Einsatz zur Erhaltung der Vielfalt im Wald notwendig

Hauk betonte, dass trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklung, bei den Bemühungen zur Reinhaltung der Luft und der Verminderung der Stoffeinträge in den Boden nicht nachgelassen werden dürfe. Hier seien zwar Erfolge zu verzeichnen, wie der Waldzustandsbericht 2008 zeige, doch nach wie vor werde beispielsweise ein vielfaches an Säuren und Stickstoff in die Wälder eingetragen, als diese aufnehmen, beziehungsweise die Böden puffern könnten.

„Wir müssen daher weiter alles tun, um die Vitalität unserer Wälder zu verbessern. Hierzu zählt die Fortsetzung der naturnahen Waldwirtschaft ebenso, wie die Fortsetzung der Kompensationskalkungen. Von Bedeutung sind diese Maßnahmen zur Verbesserung der Widerstandskraft unserer Wälder auch vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Klimaveränderung“, so Minister Hauk.

Baumarten erholen sich deutlich – Eiche größtes Sorgenkind

Die Ergebnisse der Nadel-/Blattverluste bei den Hauptbaumarten zeigt, dass auch bei der Einzelbaumbetrachtung die Erholungstendenz nicht bei allen Baumarten gleichermaßen vorhanden ist. Erfreulich ist, dass sich landesweit die Fichte erholt hat. Mit einem mittleren Nadelverlust von 21,6 Prozent ist sie wieder die Hauptbaumart mit den geringsten Kronenschäden, erklärte Hauk. Auch die Tanne mit einem mittlerem Nadelverlust von 23,3 Prozent und die Kiefer mit 26,4 Prozent Nadelverlust bleiben weitgehend stabil. Ebenfalls könne bei der Buche von einer Erholung gesprochen werden. Ihr mittlerer Blattverlust sank um 1,1 Prozentpunkte auf nunmehr 26,4 Prozent. Sorgenkind bleibt nach wie vor die Eiche. Sie ist mit 33,2 Prozent die am stärksten geschädigte Hauptbaumart unserer Wälder, auch wenn bei ihr im Vergleich zu den vergangenen Jahren eine Erholung festzustellen ist.

Gute Nährstoffsituation in heimischen Wäldern

Auch Nährstoffsituation für die Waldbäume hat sich 2008 deutlich verbessert. Dies hätten die Auswertungen von Nadel- und Blattproben, ergeben. Die Auswertung erfolgte für die Hauptnährelemente für Waldbäume wie Calcium, Magnesium, Kalium, Stickstoff, Schwefel und Phosphor.

Zurückgeführt werde die überproportionale Verbesserung der Nährstoffversorgung insbesondere auf eine verstärkte Mineralisierung organischer Streu- und Humusauflagen als Nachwirkung des Trockenjahrs 2003. Derzeit profitierten flach wurzelnde Baumarten, wie die Fichte davon mehr, als tiefer wurzelnde, wie die Buche.

„Ob es sich dabei um ein ‚Strohfeuer‘ handelt, oder um einen langfristigen Trend, können erst Folgeinventuren zeigen. Dies unterstreicht die Bedeutung der Fortsetzung des forstlichen Umweltmonitoring. Nur wenn Trends rechtzeitig erkannt werden, kann rechtzeitig agiert werden“, betonte Hauk. Aus wissenschaftlicher Sicht werde eine Wiederholung ernährungsphysiologischer Untersuchungen regelmäßig in einem 5-Jahres-Turnus empfohlen.

Waldschadensinventur zeigt regionale Unterschiede beim Waldzustand

Die terrestrische Waldschadensinventur, die 2008 auf einem verdichteten Stichprobennetz von acht mal acht Kilometer durchgeführt wurde, erlaubt statistisch abgesicherte Aussagen zu den Hauptbaumarten Fichte, Tanne, Buche und Eiche, sowie den Hauptregionen in Baden-Württemberg (Schwarzwald, Neckarland, Schwäbische Alb und Südwestdeutsches Alpenvorland).

Die Erholung der Wälder hat leider nicht im ganzen Land in gleichem Umfang stattgefunden. Während beispielsweise in den Wuchsgebieten Südwestdeutsches Alpenvorland und Schwäbische Alb eine deutliche Erholung zu verzeichnen ist, fällt diese im Neckarland und Schwarzwald merklich geringer aus.

Der Schwarzwald gehörte mit seinen eher zur Versauerung neigenden Böden von Beginn der Waldschadensinventuren im Jahr 1983 an zu den Hauptschadensgebieten. Das Neckarland mit seinen überwiegend gut mit Nährstoffen versorgten Standorten jedoch nicht. Neuere Untersuchungsmöglichkeiten mit statistischen „Raum-Zeit-Modellen“ weisen darauf hin, dass hier etwa seit 2001 ein weiterer Schadfaktor eine Rolle spielt: Der sich abzeichnende Klimawandel. Durch dessen Einfluss verschieben sich die Schadensschwerpunkte.

Im Durchschnitt am stärksten geschädigt sind die Bäume im Schwarzwald mit einem mittleren Nadel-/ Blattverlust von 25,3 Prozent (Neckarland 24,3, Schwäbische Alb 19,5 und Südwestdeutsches Alpenvorland 19,0). Die Inventur wurde wie in den Vorjahren unter Leitung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg durchgeführt.

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