08. Januar 2008

Österreich: Weinexporterlöse erreichen historischen Höchstwert

Themen: Österreich,Statistik,Wein,Wirtschaft — info @ 10:01

Weinmarktreform fördert weitere Qualitätsverbesserung und Marketing

Wien (agrar.de) – 2007 war ein erfolgreiches Jahr für die österreichische Weinwirtschaft. Besonders erfreulich fällt die Exportbilanz der heimischen Winzer aus. Hochgerechnet wurden im Vorjahr 51 Mio. Liter Wein im Wert von 93 Mio. Euro ausgeführt, was eine Rekordmenge darstellt. Aufgrund der zwei mengenschwachen Erntejahre 2005 und 2006 wird die Ausfuhrmenge zwar auf Vorjahresniveau bleiben, bei der Wertschöpfung wird allerdings ein deutliches Plus von ca. 14 Prozent erwartet.

‚Dies ist auf den Rückgang der Fassweinexporte und den starken Anstieg hochwertiger Flaschenweinexporte zurückzuführen‘, betonte Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketinggesellschaft (ÖWM), bei einer Pressekonferenz in Wien.

‚Die vorsichtigsten Hochrechnungen zeigen uns bei den Flaschenweinen ein Mengenplus von mehr als 11 Prozent bei einem deutlichen Wertanstieg von über 16 Prozent. Die Positionierung des österreichischen Weins als individuelles, naturnahes Qualitätsprodukt führt also zur gewünschten und notwendigen Steigerung der Wertschöpfung‘, so Klinger.

Der Durchschnittspreis pro Liter Export-Wein lag bei 1,83,- Euro. Damit sei man dem Zielwert von 2,- Euro schon einen Schritt näher gekommen. ‚2007 war für Österreichs Weinwirtschaft ohne Zweifel ein gutes Jahr‘, betonte auch Landwirtschaftsminister Josef Pröll, der meinte, dass dies durch die Zahlen eindrucksvoll hervorgehoben werde. Insgesamt lag die heimische Erntemenge nach der jüngsten Schätzung 2007 bei knapp 255 Mio. l Wein, nach 226 Mio. l im Jahr davor.

Starke Kontrolle der Bezeichnungen und Qualitäten

Wichtigstes Exportland ist weiterhin Deutschland, gefolgt von der Schweiz und den USA. ‚Besonders in diesen beiden Ländern ist uns jetzt der Durchbruch gelungen. Die dort erzielten hohen Durchschnittspreise bestätigen unseren Weg des Nischenmarketings bei hoher Qualität‘, so Klinger, der auch den 200%igen Exportzuwachs in die Niederlanden hervorhob. In Asien liefen die Geschäfte 2007 laut Klinger hingegen noch etwas ‚zäh‘.

‚Unsere Kleinbetrieblichkeit verhindert den Aufbau starker Einzelmarken, umso wichtiger wird es, übergeordnete Herkünfte als Marken zu etablieren und dadurch unverwechselbar und einzigartig zu bleiben. Eine starke Kontrolle der Bezeichnungen und Qualitäten ist dafür unumgänglich‘, so der ÖWM-Geschäftsführer, der im Rahmen dessen auch die Erfolgsgeschichte der DAC-Weine hervorhob. Als erstes klassisches Gebiet entlang der Donau steigt das Kremstal mit dem Jahrgang 2007 in das DAC-System ein. Erstmals werden dabei die Rebsorten Grüner Veltliner und Riesling auch in der körperreicheren Reserve-Kategorie vermarktet. Auch beim Traisental DAC gilt ab 2007 eine zusätzliche Reserve-Kategorie.

Österreichischer Wein mit 84 Prozent Marktanteil in der heimischen Gastronomie

Insgesamt ist der Gesamtkonsum von Wein in Österreich nach einigen leicht rückläufigen Jahren wieder leicht steigend. Wichtigster Partner ist dabei mit einem Anteil von 58 Prozent die heimische Gastronomie, in der österreichischer Wein einen dominanten Marktanteil von 84 Prozent aufweist. Beim Heimkonsum – Wein, der Ab-Hof, im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) oder im Fachhandel gekauft wird – konnte der LEH seine Position zulasten der Ab-Hof-Verkäufe weiter steigern. Im LEH ist die Vormachtstellung österreichischer Weißweine mit über 77 Prozent ungebrochen und weiterhin zunehmend. ‚Wir sollten diese Weißwein-Lastigkeit als Vorteil sehen‘, meinte Klinger. Bei Rotweinen ist der prozentuelle Marktanteil seit 2000 leicht gesunken, der Absatz jedoch mengenmäßig um 36 Prozent gestiegen, was 9 Mio. Liter entspricht.

Da der Anteil des LEH zu Kosten des Ab-Hof-Verkaufs wachse, benötigten die kleinen Winzer neue Möglichkeiten, um auch über Supermärkte vermarkten zu können, betonte Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands. Die für diese zukunftsorientierten Absatzschienen benötigten Mittel sollen laut Pleil aus dem von Pröll in umfangreichen Verhandlungen über die Reform der EU-Weinmarktordnung erzielten nationalen Budgetrahmen genommen werden. Wie Pröll darlegte, konnte für den Zeitraum 2009 bis 2015 ein zusätzliches Fördervolumen von über 20 Mio. Euro aus dem EU-Topf gesichert werden, das vorwiegend in Qualität, Infrastruktur und Marketing investiert werden soll. Speziell der Absatz in Drittländer soll verstärkt gefördert werden. Damit komme man ‚weg von der Geldvernichtungs-Maschinerie‘, wie sie im Rahmen der Überschussbeseitigung praktiziert worden sei.

Österreichischer Standpunkt weitestgehend erfolgreich verteidigt

Pröll und Pleil hoben zudem hervor, dass Österreich im kurz vor Weihnachten erzielten Kompromiss der EU-Weinmarktreform seine Position in den meisten Punkten erfolgreich verteidigen und Änderungen mit negativen Auswirkungen auf Österreichs Weinwirtschaft abwenden konnte. Insbesondere im Bereich der geplanten Rodungen, um bestehende Weinüberschüsse in Europa zu verringern, wurde der Gesamtrahmen von ursprünglich 400.000 ha auf 175.000 ha reduziert und den einzelnen Mitgliedsstaaten ein Mitspracherecht bei den Rodungsgenehmigungen eingeräumt. Sensible Weinbaufluren, wie etwa Terrassen oder Bergweinlagen können somit von der Rodung ausgenommen werden. Traditionelle Verfahren wie die Aufzuckerung des Traubenmostes in schlechten Jahren zur Erhöhung des Alkoholgehaltes im Wein, wie in Österreich, Deutschland und Frankreich seit Jahrzehnten gängig, konnten verteidigt werden, lediglich die Obergrenzen wurden leicht reduziert. Wie Pröll darlegte, konnten auch der Kennzeichnung von Tafelweinen die ‚Giftzähne gezogen‘ werden. Da unter anderem Verschnittweine aus mehreren Ländern nicht – wie vorgesehen – mit Sortenbezeichnungen versehen werden dürfen und noch strengere Kontrollen kommen werden, rechnet Pleil damit, dass sich im Grunde hierbei nicht viel ändern wird. ‚Das jetzt beschlossene System ist in das derzeitige gut eingliederbar‘, so Pleil.

‚Es ist möglich, sich auch als ganz, ganz kleiner Staat durchzusetzen, wenn man die entsprechenden Allianzen schmiedet‘, so Pleil, der betonte, dass sich die besseren Argumente durchgesetzt hätten und der Österreichische Weinbauverband ’sehr, sehr glücklich mit der jetzigen Lösung‘ sei. ‚Wir haben nun die Chance mitzugestalten und zu sagen, wo wir Rodungen haben wollen und wo nicht‘, so der Weinbauverbands-Präsident.

Fünf-Jahresprogramm bis Ende Juni

Bis Ende Juni müssen die Mitgliedsstaaten nun ein Fünf-Jahresprogramm vorlegen, das die aus dem nationalen Rahmen finanzierten Stützungsmaßnahmen festlegt. ‚Gemeinsam mit dem Österreichischen Weinbauverband werden wir in bewährter Weise die Schwerpunkte definieren, damit wir die EUR 20 Mio. optimal im Interesse der heimischen Weinbauern einsetzen können‘, betonte Pröll.

Links zum Thema Wein,
Links zum Land Österreich.




   (c)1997-2017 @grar.de