12. Dezember 2007

Jeder 20. Betrieb in Baden-Württemberg wirtschaftet ökologisch

Brenner: Zahl der Öko-Betriebe allerdings leicht rückläufig – Ökologisch bewirtschaftete Fläche nimmt aber um 6 Prozent zu – Agrarstrukturerhebung 2007

Stuttgart (agrar.de) – Der ökologische Landbau im Land profitiert offensichtlich nur eingeschränkt von der gestiegenen Nachfrage nach ökologischen Produkten. Die Zahl der Betriebe, die im Jahr 2007 teilweise oder vollständig nach den Vorgaben der EU-Verordnung zum ökologischen Landbau wirtschaften, beziffert sich auf 2.896. Dies sagte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, heute vor der Presse im Rahmen der Vorstellung der Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2007.

Gegenüber 2003 bedeutet dies einen Rückgang um gut 200 Betriebe oder 6,6 Prozent. Immerhin schneiden die ökologischen Betriebe gemessen am allgemeinen Strukturwandel (−13,2 Prozent zwischen 2003/2007) besser ab, so dass sich der Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe an der Gesamtzahl der Betriebe auf 5,1 Prozent erhöhen kann (2003: 4,7 Prozent). Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Mehrzahl dieser Betriebe schon seit längerem ökologisch wirtschaftet. Hinzu kommen die Neueinsteiger in die ökologische Wirtschaftsweise. Es gibt aber auch eine ganze Reihe an Betrieben, die die ökologische Wirtschaftsweise – offensichtlich überwiegend aus ökonomischen Gründen – wieder aufgibt, so dass es zur insgesamt rückläufigen Betriebszahl kommt.

Ein etwas vorteilhafteres Bild zeichnet sich im Hinblick auf die Flächenentwicklung ab. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche vergrößerte sich von 2003 auf 2007 um knapp 4.800 Hektar (ha) oder 6,0 Prozent auf rund 84 850 ha. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche beziffert sich auf 5,9 Prozent. Nimmt man die Fläche, die derzeit auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt wird, als Indikator für die nähere Zukunft, dann ist zwar mit einer weiterhin grundsätzlich positiven Entwicklung, aber ohne nennenswerte Dynamik zu rechnen.

Öko-Betriebe sind ‚anders‘, zumindest ein bisschen

Ökologisch wirtschaftende Betriebe sind landwirtschaftliche Betriebe, die sich durch den bewussten Verzicht bestimmter Produktionstechniken und die Betonung des Kreislaufgedankens von den konventionellen Betrieben unterscheiden. Das durchschnittliche Bild des ökologisch wirtschaftenden Betriebes zeigt daher auch einige markante aber typische Unterschiede im Vergleich zu den anderen Betrieben.

So zeichnet die ökologisch wirtschaftenden Betriebe generell eine größere Vielfalt aus: Sie haben im Durchschnitt häufiger Vieh und sie halten häufiger mehrere Vieharten, ihr Grünlandanteil ist höher und auf dem Ackerland haben sie die vielfältigeren Fruchtfolgen. Im Ackerbau unterscheidet sie nicht nur die Zahl, sondern auch die Art der angebauten Früchte. Manche Fruchtarten sind in ökologisch wirtschaftenden Betrieben praktisch nicht zu finden, sondern die Domäne der konventionell wirtschaftenden Betriebe (z.B. Zuckerrüben, Körnermais, Tabak). Andere Fruchtarten wie Winterraps, Wintergerste oder Sommergerste kommen zwar vor, haben aber weit weniger Bedeutung als im konventionellen Anbau.

Auf der anderen Seite gibt es Feldfrüchte, die gerade für Ökobetriebe von besonderer Bedeutung sind. Dazu zählen in erster Linie die im Ökolandbau für die Nährstoffversorgung wichtigen Leguminosen (Ackerbohnen, Erbsen, Klee, …) im Rein- und Gemengeanbau. Hinzu kommen weitere Pflanzenarten, wie Dinkel, Speisekartoffeln oder die Heil- und Gewürzpflanzen, bei denen überdurchschnittliche Produktionsanteile auf Ökobetriebe entfallen. Im Fall der Heil- und Gewürzpflanzen können sie sogar vier Fünftel der Anbaufläche auf sich vereinen.

Die vielfältigere Produktion hat auch ihren Preis, denn der Arbeitseinsatz in ökologisch wirtschaftenden Betrieben ist mit 1,7 Arbeitskrafteinheiten um knapp ein Drittel höher als im Durchschnitt aller Betriebe. Da ist es nur nahe liegend, dass ökologisch wirtschaftende Betriebe auch häufiger im Haupterwerb bewirtschaftet werden als konventionelle Betriebe.

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