11. Dezember 2007

DBV: Situationsbericht 2008 veröffentlicht

Berlin (agrar.de) – Die deutschen Landwirte blicken auf ein interessantes, sie als Unternehmer forderndes und spannendes Jahr 2007 zurück. Die Zukunftsperspektiven haben sich verändert, vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft wird gesellschaftlich wieder erkannt. Dies erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverband (DBV), Gerd Sonnleitner, vor der Bundespressekonferenz in Berlin beim Vorstellen des Situations­berichtes 2008 mit der wirtschaftlichen Entwicklung der deutschen Landwirtschaft. ‚Eine goldene Nase verdienen sich die Landwirte trotz einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung nicht‘, stellte Sonnleitner fest.

Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2006/2007 war die Einkommensentwicklung jedoch nach betrieblichem Produktionsschwerpunkt sehr unterschiedlich. Die Milchbauern haben nach Jahren rückläufiger Erzeugerpreise ihr Einkommen auf gut 2.000 Euro Brutto pro Monat verbessern können, die Ackerbauern auf 2.720 Euro. Landwirte, die Geflügel und Schweine halten, mussten jedoch einen Rückgang auf 2.360 Euro brutto pro Monat wegstecken. Ein verbessertes Einkommen erzielten die Ökobetriebe (2.920 Euro brutto pro Monat). Im Durchschnitt haben die deutschen Landwirte monatlich 2.110 Euro brutto verdient gegenüber 1.900 Euro im vergangenen Wirtschaftsjahr, stellte Sonnleitner fest. Das Unternehmens­ergebnis je land­wirtschaftlichem Haupterwerbsbetrieb betrug 35.400 Euro, rund 3.900 Euro mehr als im Vorjahr. Davon müssen aber noch Nettoinvestitionen für den landwirtschaft­lichen Betrieb Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von durchschnittlich jährlich 5.900 Euro je Betrieb gezahlt werden.

Die Nebenerwerbsbetriebe, immerhin 55 Prozent der Betriebe in Deutschland mit 24 Prozent der bearbeiteten Fläche, erreichten Unternehmensergebnisse von durchschnittlich 5.300 Euro. Die Nebenerwerbsbetriebe verdienen jedoch ihr Haupteinkommen außerhalb der Landwirtschaft und unterliegen den dortigen Lohn- und Einkommensentwicklungen. Die ausgewerteten Agrargenossenschaften in den neuen Ländern konnten ihre Unter­nehmens­ergebnisse ebenfalls verbessern.

Vergleicht man die Regionen in Deutschland, so konnten die Unternehmens­ergebnisse in Bundesländern mit starker Viehhaltung wie etwa Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württem­berg nur geringfügig verbessert werden. In Regionen mit starkem Ackerbau wie in den neuen Bundesländern, in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen sind dagegen Einkommens­ver­bes­serungen zu verbuchen. Angesichts der höheren Einkommen investierten die Land­wirte auch wieder. Die Bruttoinvestitionen erhöhten sich im Wirtschaftsjahr 2006/2007 um 7 Pro­zent auf 31.700 Euro. Überdurchschnittlich wurde in Maschinen investiert. Das beweise, so Sonnleitner, dass die landwirtschaftlichen Betriebe auf den Standort Deutschland setzen und Arbeitsplätze in der Wirtschaft sichern.

Auch im laufenden Wirtschaftsjahr 2007/2008 sei die Entwicklung sehr differenziert. Alle Betriebe hätten generell mit weiter steigenden Kosten zu kämpfen, vor allem für Futter, Düngemittel, Pflanzenschutz und Energie. Die Getreide- und Rapsbauern würden vor allem aufgrund einer schlechteren Ernte preisbedingt höhere Erlöse erzielen, die Zuckerrüben und Kartoffelanbauer dagegen niedrigere, prognostizierte Sonnleitner. In der Tierhaltung müssten die Schweine­halter preis- und kostenbedingt weitere Einkommens­einbußen erfahren. Besonders für die Ferkel- und Sauenhalter kämen zum Preistief des Schweinezyklus eine sehr starke Erhöhung der Futterkosten um 50 Prozent und mehr hinzu. Einem mittelgroßen Sauen haltenden Betrieb mit 200 Sauen und 4.000 Ferkeln im Jahr bringe dies ca. 100.000 Euro Verlust. Die Milchbauern dagegen würden 2007/2008 höhere Erlöse erzielen.

Insgesamt seien die Zukunftserwartungen der Bauern angesichts der Entwicklung auf den weltweiten Agrarmärkten und der Chancen bei erneuerbaren Energien ähnlich zuversichtlich wie die aktuelle wirtschaftliche Einschätzung. Die unternehmerischen Leistungen der Land­wirte würden immer stärker über den Betriebserfolg entscheiden, was eine Folge der EU-Agrarreform von 2003 sei. Sonnleitner forderte von Bundesregierung und EU-Kommission eine ‚Politik der Verlässlichkeit‘. Die reformierte EU-Agrarpolitik aus 2003 müsse bis 2013 gelten, wie dies auch mehrfach von der Bundesregierung erklärt worden sei. Vereinfachung und Entbürokratisierung ständen im Vordergrund der Überprüfung der EU-Agrarpolitik. Eine grundlegende Veränderung sei damals jedoch nicht Auftrag des Reformkompromisses gewesen. Überlegungen der EU-Kommission, die Modulation weiter zu erhöhen und eine Degression für größere Betriebe bei der Überprüfung der EU-Agrarreform, des so genannten Health Check, einzuführen, würden deshalb vom DBV kategorisch abgelehnt. Anderenfalls würden Investitionen und Arbeitsplätze gefährdet. In der Milchpolitik erwartet der DBV von der EU-Kommission eine Bestätigung des Quotenausstiegs zum Jahr 2015 und eine förder­politische Flankierung der Milchbauern besonders in den benachteiligten Bergebieten.

National, so Sonnleitner, könne die Große Koalition in ihrer Halbzeitbilanz einiges auf der Habenseite der Landwirte verbuchen. Dazu gehörte eine ertragsorientierte Bewertung des landwirtschaftlichen Vermögens bei der Erbschaftsteuer, das umfassende Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis, die zusätzlichen Mittel für die Sanierung der landwirt­schaftlichen Unfallversicherung und auch die Anhebung der Schwellenwerte für die Umweltverträglichkeitsprüfung von Stallbauten. Die Landwirtschaft leide jedoch darunter, wenn die Große Koalition sich selbst blockiere, wie etwa bei der Besteuerung von Bio­kraftstoffen. Auch sei bei den Bauern nicht vergessen, dass die nationale Besteuerung von Agrardiesel im EU-Vergleich eine Wettbewerbsverzerrung ersten Ranges darstelle, erklärte der DBV-Präsident.

Der Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes basiert auf einer repräsentativen Auswertung der Buchführungsergebnisse von über 20.000 Haupt- und Neben­erwerbs­betrieben im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2006/2007 (1. Juli 2006 bis 30. Juni 2007). Aktuelle Schwerpunktthemen des neuen Situationsberichtes sind aktuelle Preisentwick­lungen an den Agrarmärkten, der Klima- und Umweltschutz und die Perspektiven der erneuerbaren Energien und nachwachsenden Rohstoffe.

Der Situationsbericht kann online bestellt werden und ist auch online abrufbar.

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