Durchschnittsernte auch im Kartoffelbau
Stuttgart (agrar.de) – Rechtzeitig vor dem traditionellen Erntedankfest am 2. Oktober 2005 konnte die Getreideernte auch in den baden-württembergischen Spätdruschgebieten abgeschlossen werden. Nachdem im Statistischen Landesamt nahezu alle für die ‚Besondere Ernteermittlung‘ vorgesehenen Probeschnitte und Volldrusche ausgewertet wurden, wird die Getreideernte (ohne Körnermais) im Südwesten auf 28,6 Millionen Dezitonnen (1 dt = 100 kg = 0,1 Tonnen) veranschlagt. Im Vorjahr konnten die Landwirte eine Rekordernte von 33,1 Mill. dt einbringen; die langjährige Durchschnittsernte 1999/2004 beläuft sich auf 29,5 Mill. dt. Damit werden die vorläufigen Ergebnisse der ‚Besonderen Ernteermittlung‘ des Statistischen Landesamtes voll bestätigt.
Bei allen Getreidearten liegen die Erträge deutlich – zwischen 10 Prozent bei Winterweizen und etwas weniger als 17 Prozent bei Sommergerste – unter den Rekordergebnissen des Vorjahres. Winterweizen übertrifft mit 70,1 Dezitonnen je Hektar (dt/ha) das durchschnittliche Ertragsniveau (68,4 dt/ha), während Sommergerste (47,6 dt/ha), Hafer (48,8 dt/ha) und Wintergerste (55,1 dt/ha) um zwei, vier bzw. sechs Prozent hinter dem Mittel der Jahre 1999/2004 zurückbleiben. Berücksichtigt werden muss hierbei eine insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um 7.700 ha (-1,6 Prozent) kleinere Getreideanbaufläche (ohne Körnermais 476.500 ha), wobei die ertragsstärkste Getreideart Winterweizen die größten Einbußen zu verkraften hatte.
Spät geerntetes Getreide mit Qualitätsproblemen
Das Erntegeschehen selbst war geprägt durch die lang anhaltende Regenperiode von Mitte bis Ende August. Vor den Regenfällen geerntetes Getreide – schätzungsweise drei Viertel der Anbaufläche im Land – konnte zumeist mit Feuchtigkeitsgehalten von unter 14 Prozent eingebracht werden. Eine Nachtrocknung war deshalb in diesen Fällen kaum erforderlich. Späterntiges Getreide wies dagegen höhere Feuchtigkeitsgehalte auf. Teilweise kam es zu Qualitätseinbußen infolge Auswuchses. Wie beispielsweise die Qualitätsuntersuchungen bei Weizen gezeigt haben, weisen einige dieser Partien nur Futterqualität auf. Jede achte der untersuchten Proben erreicht bei der Fallzahl (diese beschreibt die Backqualität der Getreidestärke) nicht die Interventionsgrenze von 220 Sekunden. Bundesweit dürfte rund ein Viertel der Winterweizenernte nicht interventionsfähig (Absatz zu einem garantierten Preis an die Öffentliche Hand) sein. Angesichts der starken regionalen Schwankungen ist die Belieferung der Mühlen mit Getreide zwar mitunter auf überregionale Herkünfte angewiesen, insgesamt aber nicht in Frage gestellt. Der durchschnittliche Proteingehalt liegt für hiesige Verhältnisse bei ordentlichen 12,5 Prozent (1999/2004 12,8 Prozent). Der Sedimentationswert, ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Eiweißqualität, ist mit 48 Einheiten als überdurchschnittlich einzustufen.
Leicht unterdurchschnittliche Erträge im heimischen Kartoffelanbau
Mitte September ist die diesjährige Kartoffelernte bei den für das Einkellerungsgeschäft maßgeblichen Sorten noch in vollem Gange. Bei den mittelfrühen und späten Kartoffeln zeichnet sich demnach für Baden-Württemberg im Landesmittel mit voraussichtlich 330 dt/ha ein leicht unterdurchschnittlicher Ertrag ab. Das langjährige Mittel 1999/2004 beziffert sich auf 343 dt/ha; im Vorjahr konnte mit 366 dt/ha sogar ein Spitzenergebnis erzielt werden. Bei einer Anbaufläche von knapp 5.500 ha wird mit 1,8 Mill. dt Spätkartoffeln (einschließlich mittelfrühe) eine Erntemenge erwartet, die das Vorjahresergebnis um ein Zehntel, den Sechsjahresdurchschnitt um 16 Prozent verfehlt.
Die Frühkartoffeln erzielten im heimischen Anbau mit rund 270 dt/ha eine Flächenleistung, vergleichbar dem Mittel 1999/2004 (275 dt/ha). Auf einer Anbaufläche von 980 ha – dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Ausweitung um 200 ha oder ein Viertel – wurde im Südwesten somit eine Erntemenge von über 260.000 dt Frühkartoffeln erzeugt. Das Vorjahresergebnis wurde damit um ein Zehntel übertroffen, das langjährige Mittel (270 000 dt) aber um 3 Prozent verfehlt.
Die gesamte Kartoffelernte der marktorientierten Betriebe des Landes ist damit auf voraussichtlich knapp 2,1 Mill. dt zu beziffern. Ergänzend zur Kartoffelernte in den landwirtschaftlichen Betrieben dürfte bei den Eigenerzeugern und Kleinstflächenbewirtschaftern noch eine nennenswerte Produktion zusätzlich anfallen, so dass die Gesamtversorgung an Kartoffeln im Land auf schätzungsweise 2,8 Mill. dt zu veranschlagen ist.
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