Zwei von drei Bäumen sind laut Waldschadensbericht geschädigt
Saarbrücken (agrar.de) – Der extrem heiße und niederschlagsarme Sommer 2003 hat mit Zeitverzögerung jetzt in den saarländischen Wäldern seine Spuren hinterlassen:
Die Schäden an den Laubbäumen haben teilweise drastisch zugenommen. Die massive Borkenkäferplage, die bei den Nadelgehölzen befürchtet wurde, blieb dagegen weitgehend aus.
Das geht aus dem Waldschadensbericht 2004 hervor, den das Umweltministerium heute vorstellte. Für die Forstexperten des Ministeriums ist vor allem die Zunahme der deutlichen Schäden von 13 auf 22 Prozent keine Überraschung. Denn nach dem extremen Witterungsverlauf im Jahrhundertsommer 2003 war zu erwarten, dass Trockenheit und große Hitze an den Bäumen nicht spurlos vorüber gehen würden. ‚Die Verschlechterung des Waldzustandes hängt mit Folgewirkungen des trocken-heißen Sommers des Jahres 2003 zusammen, der zusätzlich zu den Belastungen durch versauerte Waldböden mit ins Ungleichgewicht geratenen Nährstoffkreisläufen und vorgeschädigten Wurzelsystemen stark vitalitätsmindernd wirkte.
Der kühl-feuchte Sommer dieses Jahres konnte die Defizite bei der Wasserversorgung bislang nicht ausgleichen. Allerdings hat diese feuchte Witterung dazu beigetragen, dass der flächenweiser Borkenkäfer-Massenbefall (Buchdrucker und Kupferstecher), wie die Förster dies zunächst befürchtet hatten, kaum auftrat. Dennoch haben sich auch bei der Fichte die deutlichen Schäden auf nunmehr 16 Prozent verdoppelt.‘
Für Umweltminister Stefan Mörsdorf ist der neuerliche Schadensschub bei den wichtigsten Baumarten alarmierend. #Unsere Waldökosysteme sind trotz unserer Anstrengungen bei der Luftreinhaltung nach wie vor so anfällig, dass ein heißer Sommer genügt, um die Schäden drastisch ansteigen zu lassen. Das ist ein deutliches Alarmsignal, dass die Schadstoffeinträge aus der Luft nach wie vor zu hoch sind. Es wäre fatal so zu tun, als wäre der Anstieg der Schäden nur auf den trocken-heißen Sommer im letzten Jahr zurück zu führen.# Hauptverantwortung für den Schadstoffausstoß trägt trotz der Einführung des Katalysators der Verkehr. #Wir müssen daher vor allem beim Diesel zu einer deutlichen Reduktion der Stickoxide kommen#, unterstrich Mörsdorf.
Nach Einschätzung des Umweltministeriums sind die Möglichkeiten, die der Forst selbst hat, um den Zustand des Waldes zu stabilisieren, begrenzt. ‚Wir sollten uns vor allem vor purem Aktionismus hüten. Die Kalkung kann möglicherweise helfen, punktuell die ph-Werte in den Böden anzuheben, ein Allheilmittel ist sie aber nicht‘, so Umwelt- und Forstminister Stefan Mörsdorf. Der Minister will nach einer ausführlichen Expertenanhörung entscheiden, ‚ob wir im Saarland kalken oder nicht.‘
Im Einzelnen zeigt der Waldschadensbericht 2004 folgende Ergebnisse:
Knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Waldbäume zeigen Schadsymptome; das entspricht gegenüber 2003 einer Zunahme von neun Prozentpunkten. Dieser Schadensanstieg ist vor allem auf die Zunahme der deutlichen Schäden zurück zu führen. Sie stiegen von 13 auf 22 Prozent. Besonders betroffen sind die älteren, über 60jährigen Bestände mit einer Steigerung der deutlichen Schäden um elf Prozentpunkte auf 32 Prozent.
Bei den einzelnen Waldbäumen ergibt sich folgendes Bild:
Trocken- und Hitzestress haben besonders der Kiefer zu schaffen gemacht. Hier sind die deutlichen Schäden von 25 auf 40 Prozent angestiegen.
Größte Sorge bereitet weiterhin die Buche als wichtigste Baumart im Saarland und Schlüsselart einer naturnahen Waldwirtschaft. Hier ist jeder dritte Baum (37 Prozent; 2003 waren es 24 Prozent) inzwischen deutlich geschädigt. Bislang sind die Saar-Buchen allerdings noch weitgehend von der so genannten Buchen-Komplexkrankheit verschont geblieben, die in Teilen der Eifel, Belgien und Luxemburg erhebliche Probleme bereitet. Dabei werden äußerlich vitale Bäume von Pilzen und Laubholz-Borkenkäfern befallen und sterben ab. Auch Buchen-Schleimfluss als bekannte Folgeerscheinung von Trockenjahren trat im Saarland bisher nur vereinzelt auf. Bei Fichte und Eiche hat sich der Schadensstand auf 16 bzw. 12 Prozent erhöht.
Bemerkenswert ist, wie die Bäume auf den trocken-heißen Sommer reagiert haben: Eichen und Buchen haben besonders viele Früchte gebildet. Diese Eicheln- und Bucheckernproduktion geht einher mit einer verringerten Blattmasse. Dies führt bei der Beurteilung der Bäume dazu, dass höhere Schadprozente festgestellt werden. Der Baum verausgabt sich also gewissermaßen für die Produktion von Nachkommen zulasten seiner eigenen Vitalität.
Zur Erinnerung: Das Jahr 2003 war geprägt durch einen extrem heißen Sommer. Der Juni und der August waren so heiß wie seit 100 Jahren nicht mehr; die Temperaturen lagen um fünf Grad über dem langjährigen Mittel. Die Sommerniederschläge erreichten dagegen noch nicht einmal die Hälfte des langjährigen Mittels. Im Wald waren so spätestens im Spätsommer die im Boden gespeicherten Wasservorräte verbraucht. Es entstanden in der Folge deutliche Trockenschäden.
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