09. September 2004

Bioland begrüßt Verschiebung der Saatgutentscheidung der EU-Kommission

Themen: Archiv — info @ 10:09

Mainz (agrar.de) – Bioland begrüßt die Entscheidung von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Grenzwerte für die Kontamination gentechnikfreien Saatguts mit gentechnischen Verunreinigungen festzulegen. Die Entscheidung wurde überraschend von der Tagesordnung der gestern in Brüssel stattfindenden Kommissionssitzung genommen. Laut Prodi müssten zunächst die ökonomischen Folgen von Grenzwerten genauer untersucht werden, bevor weitreichende Entscheidungen getroffen werden könnten.

Thomas Dosch, Bioland-Vorsitzender, bewertet die Reaktion von EU-Kommissionspräsident Prodi als einen Etappensieg der Vernunft im Sinne von Bauern und Verbrauchern. Die Aufklärungsarbeit, die durch Bio- und Umweltverbände sowie landwirtschaftlichen Gruppen in den vergangenen Monaten geleistet worden ist, habe sich für’s erste gelohnt. Sowohl für die gesamte ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft als auch für die große Mehrheit konventionell wirtschaftender Landwirte hänge von der Frage der Saatgutreinheit ab, ob auch in Zukunft Lebensmittel ohne Gentechnik erzeugt werden könnten.

Die endgültige Entscheidung über die Frage, ob gentechnische Verunreinigungen in Saatgut staatlich legitimiert werden sollen oder nicht, wird nun voraussichtlich von der neuen EU-Kommission in der kommenden Amtsperiode getroffen werden. Bioland fordert die neue Kommission dabei nachdrücklich auf, den Empfehlungen des Europäischen Parlaments zu folgen und ein Reinheitsgebot für Nicht-Gentechnik-Saatgut anzustreben. Die designierte EU-Agrarkommissarin Else Mariann Fischer Boel hat bereits ihre Zustimmung zu einem Reinheitsgebot für Saatgut demonstriert. In ihrer vorherigen Rolle als dänische Agrarministerin erklärte sie im Agrarministerrat, dass der beste Weg zur Sicherstellung einer Koexistenz von Gentechnik- und Nicht-Gentechniklandwirtschaft ein Grenzwert sei, der an der Nachweisgrenze für gentechnische Verunreinigungen liege.

Als Schlag ins Gesicht von Bauern und Verbrauchern bezeichnete Dosch die gestern erfolgte Entscheidung, 17 gentechnisch veränderte Maissorten in das gemeinsame Sortenregister der EU aufzunehmen. Ohne ein einheitliches und stringentes Koexistenzmanagement in allen EU-Staaten seien durch den nun ab 2005 möglichen kommerziellen Anbau von gentechnisch verändertem Mais die Konflikte auf den Dörfern vorgezeichnet. Zusätzliche Kosten für strikte Warentrennung und weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen würden zudem die Gefahr steigender Verbraucherpreise für Lebensmittel bergen.

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