29. März 2004

foodwatch und der Schnitzelpreis

Themen: Archiv — info @ 13:03

Lieblingsfeinde, offene Fragen und erstaunliche Analyse – Ein Kommentar von Thomas Pröller

Ahrensburg (agrar.de) – Thomas Pröller (meat-n-more) kommentiert das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag der Verbraucherschutzorganisation foodwatch.

‚Heute hat Thilo Bode von foodwatch eine Studie mit dem Titel ‚Was kostet ein Schnitzel wirklich‘ vorgestellt. Darin ist nachzulesen, dass beim Preis von herkömmlichen Schweinefleisch die Umweltkosten nicht berücksichtigt seien und es deshalb deutlich günstiger sei als Ökoschweinefleisch. Zusätzlich enthält die Studie eine recht interessante Abhandlung darüber, warum das Ökofleisch gleich soviel teurer an der Theke ist wie das herkömmliche.

Beim ersten Überfliegen des 47-Seiten Papiers fallen einige handwerkliche Schwächen auf:

– Bei der Bewertung der Umweltkosten bleibt es unscharf. Auch das Ökoschwein scheidet aus, verursacht Transportkosten … Hier kann also höchstens eine Kostendifferenz zu Lasten der konventionellen Tiere gewertet sein. Da allerdings fehlt dann u.a. noch der Faktor Weg des Fleisches zum Verbraucher. Die Strecke zum rar erhältlichen Ökoschnitzel ist in der Regel weiter als zum konventionellen. Auch scheint die längere Mastzeit der Ökotiere mit schlechterer Futterverwertung nicht berücksichtigt.

– Die CMA entwickelt sich langsam und sicher zum Lieblingsgegner Thilo Bodes. Man hat schon fast römische Gefühle (… und im übrigen bin ich der Meinung, die CMA müsse weg). Da trifft er die Falschen. Das, was Bode der CMA vorwirft, einseitig nur für den Verzehr von Fleisch zu werben, das machen die so schon lange nicht mehr. Die CMA ist bei genauem Hinsehen in ihren Maßnahmen erfreulich differenziert. Für unterschiedliche Zielgruppen versuchen die Bonner verständlich zu werben. Dazu sei auch gesagt, dass hierbei Themen wie Ökoprodukte, Regionale Vermarktung und bewusster Genuss deutlich über dem tatsächlichen Marktanteil der einzelnen Zielgruppen angesprochen werden.

Ein erstes Lesen zeigt aber auch Beachtenswertes:

– Es liegt eine harte, fast könnte man sagen desillusionierte Studie des Marktes für Ökofleisch vor.

– Die Problematik des geringen Marktanteils (die genannten 0,5 Prozent sind real beim Schweinefleisch knapp 0,3 Prozent) erinnert in Verbindung mit den hohen Logistikkosten an die Katze, die sich in den eigenen Schwanz beißt.

– Die in der Studie genannten 50 Prozent des Ökoschweines, die sich nicht als Ökofleisch vermarkten lassen zeigen auch, dass die Ökowurst noch weniger Akzeptanz beim Verbraucher errungen hat als das Ökofleisch. Hier scheint (steht so nicht in der Studie) das Ergebnis der Wurstmacherkunst doch zu sehr von herkömmlicher Wurst abzuweichen als dass dies über den Ökovorteil toleriert werden könne. Aber irgendwann wird auch in Ökowürsten Nitrit erlaubt sein, für den gewöhnten Pökelgeschmack, gegen ranziges Fett in der Salami und für die typische Pökelfarbe.‘

Eine Kurzfassung der Studie ist Bestandteil des ‚%url3%Foodwatch-Reports über falsche Preise und wahre Kosten der Fleischproduktion%/%‘ und wird im Internet zum Download bereitgestellt. Die Langfassung ist als IÖW-Schriftenreihe 171/04 (ISBN 3-932092-72-4, 19,50 Euro) erschienen.

Auch der Veterinär Dr. Manfred Stein setzt sich mit Umweltaspekten bei der Bio-Schweinehaltung auseinander: ‚url7%Sind Bio-Schweine Umweltschweine?%/%‘

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