RLV: Zuckermarktordnung muss bleiben
Bonn (agrar.de) – Angesichts aktueller Reformüberlegungen der EU-Kommission, die Zuckermarktordnung zu liberalisieren, die Preise massiv zu senken und die EU-Quotenregelung schrittweise aufzugeben, hat der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), Friedhelm Decker, auf die hohe Bedeutung der Marktordnung für die rheinischen Rübenanbauer hingewiesen. ‚Für uns ist die Zuckermarktordnung absolut unverzichtbar‘, betonte Decker gegenüber der Landwirtschaftlichen Zeitung Rheinland (LZ).
Die Besorgnis unter den rheinischen Rübenbauern sei sehr groß, dass es bei der Zuckermarktordnung zu Einschnitten kommen werde, welche die Wirtschaftlichkeit der Rübenproduktion nachhaltig gefährden könnten. ‚Wir drängen also daher mit dem Rheinischen Rübenbauer-Verband mit äußerstem Nachdruck darauf, dass sich die Politik ihrer Verantwortung gerade auch für den Rübensektor bewusst sein wird‘, betonte Decker. Die Politik trage Verantwortung dafür, dass die Rübenproduktion wirtschaftlich bleibe und damit nicht völlig unnötig landwirtschaftliche Existenzen gefährdet würden. Sie trage weiterhin Verantwortung dafür, dass Tausende Arbeitsplätze in der Zuckerwirtschaft erhalten blieben.
‚Es darf doch nicht wahr sein – und muss in jedem Fall verhindert werden -, dass sich die Politik durch millionenschwere Lobbykampagnen multinationaler Unternehmen zu falschen Entscheidungen drängen lässt‘, sagte der RLV-Präsident. Dabei gehe es den Süßwarenherstellern, wie beispielsweise Coca-Cola, keineswegs um den Verbraucher, sondern alleine um ihre Bilanz.
‚Und es kann doch nicht wahr sein, dass man unter der Überschrift ‚Hilfe für Entwicklungsländer‘ Entscheidungen trifft, die vor allem den großen Zuckerherstellern Brasiliens nutzen‘, betonte Decker. Dies seien weit überwiegend keine Bauern nach europäischem Verständnis, sondern Großgrundbesitzer und nicht selten auch multinationale Unternehmen, für die die Menschen, die für sie arbeiten, kaum mehr als Tagelöhner seien. Den wirklichen Interessen echter Entwicklungsländer diene eine weitestgehende Liberalisierung des Zuckermarktes gerade nicht. Das Lomé-Abkommen habe eben diesen armen Ländern ja im erheblichen Maße den Zutritt zum europäischen Markt geöffnet, hob der RLV-Präsident hervor. Die totale Liberalisierung würde also das Preisniveau für die armen Entwicklungsländer zu deren Nachteil nach unten ziehen.
Decker appellierte vor diesem Hintergrund mit Nachdruck an die politisch Verantwortlichen, die Zuckermarktordnung auch über 2006 hinaus zumindest weitestgehend fortzuschreiben.
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