01. September 2003

Getreideernte in Baden-Württemberg: Marke von 30 Millionen Dezitonnen deutlich verfehlt

Themen: Archiv — info @ 16:09

Durchschnittliche Flächenleistung von 54 Dezitonnen je Hektar

Stuttgart (agrar.de) – Aufgrund der vorläufigen Ergebnisse der Besonderen Ernteermittlung beziffert sich die diesjährige Getreideernte (ohne Körnermais) auf insgesamt 25,7 bis 25,8 Millionen dt (Dezitonnen; 1 dt = 100 kg). Wie das Statistische Landesamt weiter feststellt, wird damit das langjährige Mittel 1997/02 von 30,2 Mill. dt um 15 Prozent, das Vorjahresergebnis von knapp 29,6 Mill. dt um 13 Prozent verfehlt. Von der Gesamtgetreideernte entfallen nach derzeitigem Stand knapp 12,4 Mill. dt auf die Brotgetreidearten (Weizen und Roggen) und 13,4 Mill. dt auf die Futter- und Industriegetreidearten (Gerste, Hafer, Triticale).

Hinsichtlich der Flächenerträge liegen aus der Besonderen Ernteermittlung nahezu alle Resultate der vorgesehenen Probeschnitte und Volldrusche vor. Die Ergebnisse, denen damit eine hohe Zuverlässigkeit zukommt, beziehen sich aus Gründen der Vergleichbarkeit mit früheren Jahren auf einen normierten Feuchtigkeitsgehalt von 14 Prozent. Da angesichts der lang anhaltenden Trockenheit bei gleichzeitig hochsommerlichen Temperaturen die meisten Getreidepartien aber mit Feuchtigkeitsgehalten zwischen 10 und 12 Prozent geerntet wurden, liegen die realisierten Ernteergebnisse tatsächlich etwas niedriger.

Die Erntemenge ist vor dem Hintergrund einer um 13.100 Hektar (ha) auf 477.500 ha reduzierten Getreideanbaufläche (ohne Körnermais) zu sehen. Als Folge der durch die langanhaltende Nässeperiode ungünstigen Aussaatbedingungen im Herbst 2002 haben die ertragsstärksten Getreidearten Winterweizen (-25.400 ha) und Wintergerste (-3.700 ha) größere Flächenanteile verloren. Nach den vorläufigen Ergebnissen der Bodennutzungshaupterhebung 2003 haben andererseits Sommergerste (+9.100 ha) und Sommerweizen (+7.800 ha) im Anbau deutlich zugelegt.

Mindererträge vor allem bei Winterweizen und Wintergerste

Die durchschnittliche Flächenleistung liegt im Landesdurchschnitt und im Mittel aller Getreidearten (ohne Körnermais) bei 53,9 dt/ha und damit um rund ein Zehntel unter dem Vorjahresergebnis bzw. um 11 Prozent unter dem langjährigen Mittel 1997/02. Hauptverantwortlich für das unterdurchschnittliche Ernteergebnis sind die Wintergetreidearten; allen voran Winterweizen (59,3 dt/ha) und Wintergerste (52,3 dt/ha), die um jeweils 13 Prozent unter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben. Die wichtigsten Sommergetreidearten Hafer (49,2 dt/ha) und Sommergerste (48,5 dt/ha) liegen auf dem Niveau des Vorjahres bzw. sogar um 2 Prozent darüber.

Dabei streuen die Ernteergebnisse sowohl von Region zu Region, als auch kleinräumig von Feld zu Feld über einen weiten Bereich. Entscheidender Faktor dürfte im Trockenjahr 2003 gewesen sein, ob den Pflanzen ausreichend Wasser für das Wachstum zur Verfügung stand. Betrachtet man die Ertragsentwicklung im Vergleich zum langjährigen Mittel auf Ebene der Landkreise, stellt sich die Situation im Südosten Baden-Württembergs noch vergleichsweise günstig dar. Entlang des Rheins und in Nordwürttemberg waren die Vegetationsbedingungen offenbar ungleich schlechter.

Deutschland: Starke Ertragseinbußen insbesondere in Brandenburg und Sachsen

Nach den vorläufigen Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung bleibt die deutsche Getreideernte in diesem Jahr mit 395 Mill. dt deutlich unter dem Durchschnittswert der jüngsten Vergangenheit (455 Mill. dt). Der Rückgang um 13 Prozent ist überwiegend ertragsbedingt (1997/02: 65,5 dt/ha; 2003: 57,6 dt/ha) und weniger auf Einschränkungen im Getreideanbau zurückzuführen. Auch das Vorjahresergebnis (62,5 dt/ha; 434 Mill. dt) wird noch um 8 bis 9 Prozent unterschritten.

Regional weisen die Ertragsverhältnisse starke Unterschiede auf, wobei die Landwirte in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen mit Mindererträgen von 2 und 4 Prozent sich noch vergleichsweise gut stellen. In Hessen und Niedersachsen belaufen sich die Ertragsrückgänge auf rund 6 Prozent. In den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und im Saarland liegen die durchschnittlichen Getreideerträge, vergleichbar den Verhältnissen in Baden-Württemberg, um 10 bis 16 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Dramatische Züge hat die Getreideernte 2003 in Sachsen und Brandenburg: in den genannten Ländern wurde der langjährige Durchschnittsertrag um 26 bzw. 35 Prozent unterschritten.

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