01. Juli 2003

Welthandel kein Allheilmittel

Themen: Archiv — info @ 10:07

‚Brot für die Welt‘-Tagung zum Thema Ernährungssicherung

Stuttgart (agrar.de) – Die Liberalisierung des Welthandels trägt nicht zur Ernährungssicherung der Ärmsten der Armen bei. Das ist eines der Ergebnisse der ‚Brot für die Welt‘-Tagung unter dem motto ‚Welthandel und Ernährungssicherung‘.

‚Etwa 200 Millionen Menschen auf der Welt leben in Haushalten, die sich nicht selbst helfen können‘, sagte Bernd Schubert von der Humbold-Universität Berlin. Viele dieser Menschen lebten in Afrika südlich der Sahara und seien durch HIV/Aids zu Sozialfällen geworden, die ohne Unterstützung von außen nicht überleben könnten.

Generell führe die Liberalisierung des Welthandels zu Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern. Darüber waren sich die Referenten aus nationalen und internationalen Organisationen und wissenschaftlichen Einrichtungen einig auf der Tagung Ende Juni einig. Davon profitierten die insgesamt 840 Millionen Armen aber nur dann, wenn sie auch über die entsprechende Kaufkraft verfügten. Die meisten der Hungernden hätte nämlich zu wenig Geld, um sich Lebensmittel kaufen zu können.

Eine Umorientierung in der Entwicklungszusammenarbeit forderte der entwicklungspolitische Journalist Uwe Kerkow. ‚Es muss wieder mehr in die ländliche Entwicklung investiert werden, als das in den letzten zwanzig Jahren der Fall war.‘ Ein großer Teil der Armen in den Entwicklungsländern lebe auf dem Land. Sie müssten vor allem besser an die lokalen und regionalen Märkte angebunden werden.

‚Für Brot für die Welt spielt die Bekämpfung des Hungers eine zentrale Rolle‘, sagte Peter Rottach, Landwirtschaftsexperte bei ‚Brot für die Welt‘. Ein erheblicher Anteil der Projektförderung fließe in den ländlichen Raum und in Programme zur Ernährungssicherung. Diese Arbeit werde durch politisches Engagement zu den Themen nationale und internationale Agrarpolitik ergänzt.

Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die internationale Gemeinschaft zu rascher Hilfe für die Bevölkerung in ländlichen Gebieten aufgerufen. Fast eine Milliarde Menschen dort seien dringend auf Hilfe angewiesen, um der Armut zu entkommen, sagte Annan am Montag anlässlich einer Tagung des UN-Wirtschafts- und Sozialrats in Genf.

‚All dies kann nur geschehen mit einem echten Engagement, die ländliche Entwicklung wieder ins Zentrum der Entwicklungsagenda zu stellen‘, sagte Annan. Er forderte Investitionen in die Agrarforschung und nachhaltige Anbaumethoden zugunsten der Entwicklungsländer.

Die UN-Organisation UNAIDS und FAO stellten auf der Tagung eine aktuelle AIDS-Studie vor. Danach kostete die Immunschwäche seit 1985 rund sieben Millionen afrikanische Landarbeiter das Leben. Bis 2020 werden weitere 16 Millionen Todesopfer erwartet. Die Organisationen schlagen vor, den betroffenen Familien praktische Hilfe zu leisten. So sollten Werkzeuge und Geräte für die Landwirtschaft entwickelt werden, die auch von Jugendlichen oder älteren Menschen bedient werden könnten. Es sei zudem erforderlich, dass Frauen beim Kauf von Land oder bei der Vergabe von Krediten gleiche Rechte eingeräumt werden.

Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) forderte eine Reduzierung der Agrarsubventionen in den Industriestaaten. Generalsekretär Rubens Ricupero erklärte, die Subventionen schadeten den kleineren Bauern sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Industriestaaten.

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