22. April 2003

Demeter: Fischler-Vorschlag zur Koexistenz von Gentechnik inakzeptabel

Themen: Archiv — info @ 11:04

Bio-Landwirtschaft schleichend bedroht

Brüssel (agrar.de) – ‚Würde der Vorschlag der EU-Kommission zur Koexistenz von Gentechnik umgesetzt, geriete die Bio-Landwirtschaft an den Abgrund,‘ warnt Nikolai Fuchs, EU-Coordinator bei Demeter International. Die Organisation, die weltweit für die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise steht, hat gerade ihr Brüsseler Büro eröffnet. EU-weit repräsentiert es 2.750 landwirtschaftliche Betriebe und knapp 500 Verarbeiter für Bio-Lebensmittel.

Im Vorfeld eines Runden Tisches der Kommission zum Thema Koexistenz am 24. April kritisiert Fuchs, dass in dem Vorschlag Wahlfreiheit als Anspruchs- und nicht als Abwehrrecht interpretiert wird. Fischler gehe offenbar davon aus, dass er beispielsweise auch Gentechnik-Felder vor Öko-Pollenflug schützen müsse. ‚Nichtraucher muss man vor Rauch schützen, Raucher vor sauberer Luft hingegen nicht,‘ findet der Demeter-Sprecher einen plastischen Vergleich. In der Frage der Koexistenz sei die Wahlfreiheit als Abwehrrecht und nicht als Anspruchsrecht zu definieren. Nach dem Vorschlag der Kommission solle jeder Wirtschaftstreibende, der sich einen Vorteil von der von ihm gewählten Wirtschaftsweise verspreche, egal ob Gentechnik oder Öko-Landbau, für den Schutz seiner Felder selbst aufkommen. So solle er zum Beispiel Pufferzonen auf den Flächen selber einrichten. ‚Das stellt das Verursacher-Prinzip auf den Kopf,‘ kritisiert Fuchs.

Außerdem benachteilige es Öko-Bauern, die bekanntlich kleiner strukturierte Felder haben und somit prozentual mehr Fläche für Pufferzonen aufbringen müssten, und untergrabe so indirekt die Wahlfreiheit. Auch die geplante Verlagerung der Gesetzgebung in die Mitgliedsstaaten mache das Verfahren eher schwerer als leichter, da der Willkür vor Ort Tür und Tor geöffnet werde. ‚Es braucht eine eindeutige Regelung auf EU-Ebene,‘ ist sich Fuchs sicher. Fischler dürfe sich nicht aus der Verantwortung stehlen und die Frage ob Gentechnik oder nicht lediglich den wissenschaftlichen Committees überlassen. ‚Er muss dafür sorgen, dass Bürger nicht gegen ihren Willen – und sei er ethisch begründet – Gentechnik auf den Tisch bekommen,‘ nimmt Fuchs den EU-Kommissar in die Pflicht.

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