18. Dezember 2002

Landwirtschaftliches Einkommen je Arbeitskraft in der EU real um drei Prozent zurückgegangen

Themen: Archiv,MKS — info @ 11:12

Brüssel (agrar.de) – Das reale landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitskraft(1) ist in der EU15 im Jahr 2002 um 3,0 Prozent zurückgegangen. Dies geht aus ersten Schätzungen(2)2 hervor, die von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften in Luxemburg, veröffentlicht wurden. In der Eurozone(3) ist das landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitskraft um 2,9 Prozent gesunken. Der Rückgang des Niveaus des realen landwirtschaftlichen Einkommens je Arbeitskraft in der EU15 ergab sich aus einer Verringerung des realen landwirtschaftlichen Einkommens (-5,9 Prozent) einerseits und einem anhaltenden Rückgang des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes (-2,9 Prozent) andererseits.

In zehn Mitgliedstaaten liegt das landwirtschaftliche Einkommen unter dem Vorjahresniveau. Die stärksten Rückgänge wurden in Dänemark (-26,3 Prozent), Deutschland (-18,0 Prozent), Irland (-11,4 Prozent), Belgien (-7,7 Prozent) und den Niederlanden (-7,5 Prozent) gemessen. Die einzigen Länder, in denen das landwirtschaftliche Einkommen höher ist als 2001, sind Finnland (+7,3 Prozent), Griechenland, (+5,7 Prozent), das Vereinigte Königreich (+3,9 Prozent), Spanien (+1,2 Prozent) und Luxemburg (+1,0 Prozent).

Veränderung des landwirtschaftlichen Einkommens je Arbeitskraft(1) im Jahr 2002 Veränderung 2002/2001 in Prozent; Indizes für 2002* EU15 -3,0; 108,1 Schweden -1,5; 122,1 Eurozone -2,9; 112,6 Italien -1,6; 112,0 Portugal -2,2; 136,4 Finnland +7,3; 119,0 Österreich -2,8; 102,1 Griechenland +5,7; 115,2 Niederlande -7,5; 83,1 Ver. Königreich +3,9; 67,6 Belgien -7,7; 100,8 Spanien +1,2; 120,0 Irland -11,4; 93,9 Luxemburg +1,0; 93,4 Deutschland -18,0; 108,5 Frankreich -0,9; 110,9 Dänemark -26,3; 84,9

* Indizes: ‚1995‘=100 (‚1995‘ ist der Durchschnitt der Jahre 1994, 1995 und 1996)

Auch von sieben Beitretenden Ländern wurden Daten übermittelt. Aufgrund dieser vorläufigen Daten wird erwartet, dass das reale landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitskraft im Jahr 2002 nur in der Slowakischen Republik (+12,2 Prozent) und in Lettland (+3,1 Prozent) höher als im Vorjahr ausfallen wird. Die stärksten Rückgänge wurden in Polen (-22,7 Prozent) und Ungarn (-21,2 Prozent) beobachtet. In der Tschechischen Republik ging das Einkommen um 6,1 Prozent zurück, in Litauen um 3,7 Prozent und in Estland um 2,8 Prozent.

Die Verringerung des realen landwirtschaftlichen Einkommens je Arbeitskraft in der EU15 im Jahr 2002 ergab sich aus dem Zusammenwirken mehrerer Faktoren:

– einer Abnahme der landwirtschaftlichen Gesamtproduktion (real -3,5 Prozent), – einer Verringerung der Vorleistungskosten (real -2,1 Prozent) und der Abschreibungen (real -0,6 Prozent), – einem Rückgang der nicht produktspezifischen Subventionen (real -1,6 Prozent) und der nicht produktspezifischen Abgaben (real -1,0 Prozent), – einer anhaltenden Verringerung des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes (-2,9 Prozent). Rückgang der Gesamtproduktion hauptsächlich aufgrund niedrigerer Erzeugerpreise

Der Rückgang der realen landwirtschaftlichen Gesamtproduktion im Jahr 2002 in der EU15 (-3,5 Prozent) ist hauptsächlich auf die Rückgänge des Produktionswerts von tierischen und pflanzlichen Erzeugnissen (-6,5 Prozent bzw. -1,4 Prozent) zurückzuführen, die wiederum durch geringere Erzeugerpreise (-8,1 Prozent bzw. -2,4 Prozent) verursacht wurden. Das Produktionsvolumen ist um 0,9 Prozent höher als im Vorjahr (+0,6 Prozent bzw. +1,2 Prozent für die tierische und die pflanzliche Erzeugung).

Die Verringerung der tierischen Erzeugung in der EU15 im Jahr 2002 (-6,5 Prozent) wurde in erster Linie durch starke (preisbedingte) Rückgänge der Produktionswerte bei Schweinen (-20,0 Prozent), Milch (-7,4 Prozent) und Geflügel (-9,5 Prozent) verursacht, welche durch die Erholung der nach den Krisen im Zusammenhang mit BSE und der Maul- und Klauenseuche im Jahr 2001 stark beeinträchtigten Produktionswerte für Rinder (+8,8 Prozent) sowie Schafe und Ziegen (+4,7 Prozent) nicht ausgeglichen wurden.

Der geringe Anstieg des Produktionsvolumens bei Schweinen im Jahr 2002 in der EU15 (+0,3 Prozent) geht mit einem starken Verfall der Erzeugerpreise (-20,3 Prozent) einher. Dieser Rückgang war der wichtigste Faktor für die Entwicklung des landwirtschaftlichen Einkommens in der EU15 im Jahr 2002 und folgt auf erhebliche Anstiege in den Jahren 2000 und 2001. Der zweitwichtigste Faktor war der Rückgang der Milchpreise um -7,2 Prozent (Milch ist der Posten mit dem höchsten Anteil an der Agrarproduktion in der EU15) bei einem konstanten Produktionsvolumen (+0,1 Prozent).

Die Abnahme der pflanzlichen Erzeugung in der EU15 im Jahr 2002 (-1,4 Prozent) ist im Wesentlichen die Folge geringerer Produktionswerte bei Kartoffeln (-15,5 Prozent), Wein (-7,0 Prozent) und Getreide (-1,8 Prozent). Die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Entwicklung des landwirtschaftlichen Einkommens sind jedoch sehr viel geringer als die Auswirkungen der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Veränderungen.

Nach Milch ist Getreide das zweitwichtigste Erzeugnis der Landwirtschaft in der EU15. Beim Volumen und bei den Preisen waren erhebliche Schwankungen zu verzeichnen (+7,0 Prozent bzw. -8,6 Prozent), die einander allerdings weitgehend ausglichen. Die Steigerung des Volumens bringt die Getreideproduktion im Jahr 2002 sehr nahe an das Rekordniveau von 2000 heran.

Das Produktionsvolumen bei Kartoffeln in der EU15 liegt um 1,8 Prozent über dem des Vorjahres, während die Preise voraussichtlich um 17,2 Prozent gesunken sind. Bei Wein sank das Produktionsvolumen um 6,7 Prozent, während die Erzeugerpreise lediglich um 4,0 Prozent fielen.

1. Das landwirtschaftliche Einkommen umfasst das in einem bestimmten Buchungszeitraum aus landwirtschaftlichen Tätigkeiten (sowie nicht trennbaren nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten) hervorgegangene Einkommen, auch wenn die entsprechenden Einkünfte in einigen Fällen erst zu einem späteren Zeitpunkt empfangen werden. Es handelt sich somit nicht um das tatsächlich im Buchungszeitraum erhaltene Einkommen. Im Übrigen sollte es nicht mit dem Gesamteinkommen der in der Landwirtschaft tätigen Haushalte verwechselt werden, denn diese können neben ihren rein landwirtschaftlichen Einkommen auch Einkommen aus anderen Quellen (nichtlandwirtschaftliche Tätigkeiten, Löhne oder Gehälter, Sozialleistungen, Einkommen aus Vermögen) beziehen. Die vorliegenden Schätzungen wurden von den nationalen Behörden der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Beitretenden Länder nach der Methodik der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung ermittelt (die der Methodik der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ESVG 95 sehr ähnlich ist, jedoch einige Änderungen enthält, um den besonderen Gegebenheiten der Landwirtschaft Rechnung zu tragen).

Das reale landwirtschaftliche Faktoreinkommen je Jahresarbeitseinheit entspricht der realen Nettowertschöpfung zu Faktorkosten der Landwirtschaft je Jahresarbeitseinheit insgesamt. Die Nettowertschöpfung zu Faktorkosten wird errechnet, indem vom Wert der landwirtschaftlichen Produktion zu Herstellungspreisen der Wert der Vorleistungen, der Abschreibungen und der sonstigen Produktionsabgaben abgezogen und der Wert der sonstigen Subventionen hinzugerechnet wird.

Um auch Teilzeitarbeit und Saisonarbeit berücksichtigen zu können, werden der landwirtschaftliche Arbeitseinsatz und seine Veränderung in Jahresarbeitseinheiten (JAE) gemessen. Eine JAE entspricht der an der Arbeitszeit gemessenen Arbeitsleistung einer Person, die ganztägig und während eines ganzen Jahres mit landwirtschaftlichen Arbeiten in einer landwirtschaftlichen Einheit beschäftigt ist. Es wird unterschieden zwischen den JAE der nicht entlohnten Arbeitskräfte und den JAE der entlohnten Arbeitskräfte, die beide zusammen die JAE insgesamt ergeben. Der Einfachheit halber wurde in dieser Pressemitteilung eine JAE einer Vollzeitarbeitskraft gleichgesetzt.

2. Eurostat, Statistik kurz gefasst, Landwirtschaft und Fischerei, Nr. 23/2002: ‚Landwirtschaftliches Einkommen 2002 in EU-15: real -3,0 Prozent. Die Daten beruhen auf ersten Schätzungen, die von den Mitgliedstaaten und sieben Beitretenden Ländern Anfang Dezember 2002 an Eurostat übermittelt wurden. Im Februar/März 2003 wird Eurostat einen überarbeiteten zweiten Satz von Schätzungen veröffentlichen.

3 Eurozone: Belgien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Finnland.

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