28. Oktober 2002

Weinernte 2002: Begeisterung über hohes Qualitätsniveau kennzeichnet den Zwischenbericht der Prädikatsweingüter

Themen: Archiv — info @ 12:10

Wallhausen (agrar.de) – Begeisterung über hohe Qualitäten und reife Säurewerte des bisher eingebrachten Jahrgangs verkündete Michael Prinz zu Salm-Salm, Präsident der Prädikatsweingüter Deutschlands (VDP), bei der Herbstpressekonferenz in Kloster Eberbach. Aus allen Regionen werden gute Ergebnisse gemeldet. Jahrgangsvergleiche mit 1990 und 1999 werden gezogen. Die Menge liegt über dem Vorjahr.

Die noch nicht abgeschlossene Ernte resultiert aus der Reifeverzögerung, bedingt durch die gelegentlich regnerische Witterung der letzten Wochen. Bis Ende September war der Vegetationsverlauf optimal, mit teils 10–12 Tagen Vegetationsvorsprung zum langjährigen Mittel. Frostschäden gab es nur vereinzelt in Franken, Baden, Württemberg und der Pfalz, geringe Hagelschäden zudem im Rheingau. Vereinzelt aufgetretene Fäulnisnester wurden früh ausgelesen, die Menge durch radikale „grüne Lese“ ins Gleichgewicht gebracht. Der Tenor ist allerorten einmütig: selten erreichten die Mostgewichte fast ausnahmslos weit über 80° Oechsle. An Mosel Saar-Ruwer hat die Lese der Riesling Trauben gerade erst begonnen. Das Laub ist dort noch grün, die Trauben gesund ohne Fäulnis, so dass die Erwartungen hoch sind.

Vom Rheingau werden beste Qualitäten bei vollreifem, gesundem Lesgut gemeldet, die ein großartiges Geschmackspotential haben. Auch hier ist die Lese noch längst nicht abgeschlossen, z.B. hängen im Jesuitengarten noch ‚top gesunde‘ Trauben mit 96° Oe.. Da die spätherbstliche Witterung mit kühlen Nächten die Säure erhält und Sonne und Wind die Öchsle stetig klettern lassen, pokert man hier noch weiter, obgleich ‚die Wasserversorgung nun genug sei‘. Rotweine wurden mit Minimum 84° bis hin zu 108° Oechsle ohne faule Beere eingebracht. Menge und Güte sind in diesem Jahr zusammengerückt, so dass Rieslingmoste auch mit hohen Qualitäten bei 70 hl/ha eingebracht werden können.

An der Nahe wird mit einem Jahrhundertjahrgang gerechnet, ‚wenn der Regen jetzt aufhört.‘ Bei guten durchschnittlichen Mengenerträgen (Riesling ca. 50 hl/ha; weisse Burgundersorten ca. 65 hl/ha) liegen die Mostgewichte über dem Vorjahr.

Die Ahr ist ebenfalls mit den eingebrachten, sehr guten Burgunderqualitäten zufrieden, die von hohen Extraktwerten gekennzeichnet sind.

In Rheinhessen wird der Jahrgang als qualitativ hochwertig mit besonderen Stärken im Riesling und Burgunder-Bereich gewertet. Die Mostqualität ist sauber, so dass dichte, gut strukturierte Weine mit harmonischer Säure im Keller gären; frisch und fruchtig die Weißweine, von guter Farbe die Rotweine. Die Stockerträge sind überdurchschnittlich.

In der Pfalz spricht man schon jetzt von einem ‚großen Rieslingjahr‘. Die ‚Ersten Lagen‘ hängen noch mit guten Voraussetzungen. Hervorragende Qualität mit durchweg hohen Öchslegraden und relativ hoher Fruchtsäure begeistern die Winzer. Z.B. liegen im Königsbacher Idig die Öchsle im Durchschnitt bei 93° Oechsle und das bei Säurewerten zwischen 8,8 und 9,8 ‰ Säure. Die Erträge liegen beim Riesling um die 60 hl/ha, beim Spätburgunder um die 40 hl/ha. In Franken konnten bislang blitzsaubere, glasklare Moste eingekellert werden. Deren Merkmale sind: viel Fülle und Volumen, feine Säure und hohes Mostgewicht. Der gute Ertrag bedingt sich durch die optimale Wasser- und Nährstoffversorgung. Die hohen Mostgewichte und reifen Säurewerte sprechen für einen Jahrgang mit Lagerpotential. Die „Ersten Lagen“ hatten sich durch die hohen Niederschläge früh entwickelt, ob der tiefen Temperaturen verzögert sich nun allerdings die Endreife, so dass noch viele Weinberge nicht abgeerntet sind. Das Wetter der letzten Wochen könnte das i-Tüpfelchen für die späten Sorten und besten Reben, die noch immer am Stock hängen, verhindern oder begünstigen meint Ludwig Knoll vom Weingut Am Stein.

‚Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, jedoch schmälert der Regen die Erwartungen,‘ stellt Hans Haidle aus Kernen-Stetten fest. Die feuchte Witterung Anfang September scheint in Württemberg und Baden die Lese enorm erschwert zu haben, da die Reife der Trauben zu diesem Zeitpunkt weit fortgeschritten war. Als Gewinner werden die Burgundersorten, Lemberger und Riesling genannt. Dort, wo kein fäulnisbelastetes Lesegut die Lese notwendig machte, warten Weingüter am 19. Oktober – ungewöhnlich für Württemberg – noch mit 60 Prozent der Ernte auf trockneres Wetter. Eingebracht wurden stoffige, zum Teil kernige Rotweine mit ausgeprägter Frucht und Säurewerten im mittleren Bereich.

‚Normale Jahrgänge gibt es wohl nicht mehr. Die Weinernte avanciert immer mehr zum Kunst-Handwerk. Geschick und Können des Winzers bei der Wahl des Lesezeitpunktes, kombiniert mit dem Wissen um die Stärken und Schwächen der einzelnen Rebsorten und Lagen spielen die ausschlaggebende Rolle für einzubringende Qualitäten. Gespannt bin ich selbst auf die Grossen Gewächse des Jahrgangs 2002, die wir im September 2003 vorstellen werden. Doch bin ich sicher, dass die Prädikatsweingüter auch in diesem Jahr wieder ihr Können mit erstklassigen Kollektionen unter Beweis stellen werden,‘ beschließt Michael Prinz zu Salm-Salm den aktuellen Jahrgangsbericht.

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