25. Januar 2002

Position der Deutschen Ernährungsindustrie zur „Grünen Gentechnik“

Themen: Archiv — info @ 13:01

Berlin (agrar.de) – In einem Gespräch mit dem Bundeskanzler am 17. Januar 2002 überreichte Dr. Peter Traumann, der Vorsitzende der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE), das Positionspapier der Branche zur ‚Grünen Gentechnik‘. Darin setzt sich die Ernährungsindustrie für ‚eine verantwortungsbewußte Anwendung und Weiterentwicklung dieser Schlüsseltechnologie auf der Basis hoher internationaler Sicherheitsstandards‘ ein.

Die BVE spricht in ihrem Positionspapier für eine am Produkt nachprüfbare Kennzeichnung aus, lehnt jedoch eine Prozesskennzeichnung ab.

Das Dokument im Wortlaut:

‚Die Ernährungsindustrie steht der Grünen Gentechnik als einer Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts positiv gegenüber. Alle wissenschaftlichen Bewertungen zeigen, dass die Grüne Gentechnik sicher, beherrschbar und umweltverträglich ist. Dies hat zuletzt die Deutsche Forschungsgemeinschaft in einer Stellungnahme Ende 2001 erneut bestätigt. Die Ernährungsindustrie setzt sich für eine verantwortungsbewusste Anwendung und Weiterentwicklung auf der Basis hoher internationaler Sicherheitsstandards ein.

Die Ernährungsindustrie begrüßt den von Frau Bundesministerin Künast eröffneten Diskurs über die Grüne Gentechnik. Sie erwartet, dass damit die Kanzlerinitiative aus dem Jahr 2000 wieder aufgenommen wird.

Ziel des Diskurses muss es sein, der Grünen Gentechnik die Chance zu geben, sich auch in Deutschland und Europa am Markt zu bewähren.

Die Grüne Gentechnik ist kein ‚Allheilmittel‘ für die Lösung ernährungspolitischer Fragen. Sie ist vielmehr eine Technologie, deren aktuelle und künftige Möglichkeiten einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Erzeugung, Herstellung und Vermarktung von sicheren, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln leisten können.

Von der Politik erwartet die Ernährungsindustrie eine sachgerechte, wissenschaftlich begründete, auch für kleine und mittelständische Unternehmen praktikable und wirtschaftliche Belange berücksichtigende Gesetzgebung. Unverhältnismäßige regulatorische Anforderungen an Zulassung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung werden zu hohe administrative und finanzielle Hürden aufbauen, als dass die Grüne Gentechnik in Europa für die Lebensmittelwirtschaft wirklich einsetzbar sein wird.

Die Ernährungsindustrie spricht sich für eine am Produkt nachprüfbare Kennzeichnung aus. Sie lehnt eine Prozesskennzeichnung, die am Produkt nicht nachweisbar ist, ab. Eine solche gesetzliche Forderung wäre nicht praktikabel, weder im Rahmen der Qualitätssicherung der Unternehmen, noch für die Amtliche Überwachung, noch für die Einfuhrkontrollen an den EU-Außengrenzen. Darüber hinaus laden am Produkt nicht kontrollierbare Vorschriften zur Umgehung geradezu ein.

Die Ernährungsindustrie begrüßt, dass Schwellenwerte bei Kontaminationen vorgesehen sind. Sie müssen jedoch den Gegebenheiten der Praxis angepasst sein.

Die Ernährungsindustrie respektiert die derzeitige Zurückhaltung der Verbraucher gegenüber der Grünen Gentechnik. Sie fordert Politik sowie Umwelt- und Verbraucherorganisationen zu einer sachlichen, wissenschaftlich fundierten Diskussion auf, um zu einer ‚Wende‘ in der Akzeptanz zu gelangen. Sie selbst wird dazu ihren Beitrag leisten.

Die seit Jahren andauernde Blockade durch das ‚EU-Moratorium‘ muss beendet werden, will Europa nicht weiter im internationalen Wettbewerb zurückfallen. Auch muss ein neuer Handelskrieg mit den USA vermieden werden, unter dem die gesamte Ernährungsindustrie leiden würde.‘

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