04. Dezember 2001

Qualitätsweingüter: Exzellente Weinernte 2001

Themen: Anbauflächen,Erntebericht,Hessen,Statistik,Wein — info @ 11:12

Wallhausen (agrar.de) – In diesen Tagen endet die Weinlese auch bei den Prädikatsweingütern. Die Spitzenweingüter aller Weinregionen sind sich im Urteil einig: Hochkarätiges, gesundes Lesegut brachte exzellente Moste, die überwiegend im Spät- und Auslesebereich liegen. Die Mengen sind weit unterdurchschnittlich und bewegen sich zwischen 30 hl/ha und 65 hl/ha. Für ihre Geduld, den nassen September abzuwarten wurden die VDP-Winzer belohnt: vom Gutswein bis zum Ersten Gewächs und Trockenbeerenauslesen konnten sie Wunschqualitäten einbringen. Und noch immer harren etliche Flächen ‚Väterchen Frost‘, um die raren Eisweine zu keltern.

Dabei fing die Lese mit einem verrückten Vegetationsverlauf an: Durch den verregneten September deutete vieles auf einen ähnlich problematischen Herbst wie 2000 hin, dann aber riss der Himmel auf und während des ganzen Oktobers gab es praktisch keinen Regen mehr. Nicht nur in Baden-Württemberg war es der wärmste Oktober in über 200 Jahren mit einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 14,1o C und 166 Sonnenstunden im Vergleich zu durchschnittlich 121,5.

Mosel-Saar-Ruwer: Hier ist die Lese in den letzten Zügen. Doch wird schon jetzt von einem Traumjahrgang gesprochen, der mit 1990 verglichen wird. Die Qualitäten liegen alle ausnahmslos im Spät und Auslesebereich bei bis zu 30 Prozent niedrigeren Erntemengen als im Vorjahr. Parzellen, die ausgedünnt oder knapp angeschnitten wurden lagen im Ertrag extrem niedrig, teils unter 35 hl/ha. Reife Säuren kennzeichnen die Rieslingweine.

Ahr: ‚Besser ist kaum möglich,‘ meint Marc Adeneuer kurz und knapp zum Ernteverlauf an der Ahr.

Mittelrhein: Der Riesling ist am Mittelrhein hervorragend mit dem nassen September zurecht gekommen. Spät- und Auslesen konnten ohne weitere Selektion vom Stock gelesen werden. Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen waren möglich. Auch Spätburgunder brillieren mit Top-Qualitäten.

Rheingau: Unglaubliche 80 Prozent Prädikatsweinanteil konnte in manchen Weingütern eingebracht werden. Die Ernteerträge bewegen sich bei den Weingütern zwischen 45 hl/ha und 63 hl/ha im Durchschnitt. Das Gros der Rieslingtraubenmoste liegt im Bereich ab 85o Oechsle bei äußerst gesundem Lesegut. Beim Spätburgunder musste leicht zwischen gesunden und etwas faulen Beeren selektioniert werden. Die in der Ausgärung befindlichen Jungweine weisen auf eine außergewöhnlich feine Struktur, volle Fruchtaromen und eine reife überaus harmonische Säurestruktur hin.

Nahe: ‚Moste mit hoher Reife, passender Säure haben Top-Qualitäten erbracht, die im wichtigen Sektor Kabinett und Spätlese sehr stark ‚tiefgestapelt’ sein werden,‘ meint Werner Schönleber aus Monzingen. Auch an der Nahe schließt man sich dem Qualitäts-Credo der anderen Regionen an. Zahlreiche Weingüter, z.B. Schlossgut Diel, haben noch bis zu 8% der Flächen für Eiswein hängen lassen – aber auch schon die ersten eingebracht.

Rheinhessen: Einzig mit der Menge sind die Prädikatsweingüter in Rheinhessen nicht zufrieden. Über die Ergebnisse bei den Burgundersorten ist man besonders erfreut. Obwohl diese meist als Spätlesequalität geerntet wurden, werden sie als gehaltvolle Gutsweine (Qualitätsweine) auf den Markt kommen.

Pfalz: Wer im Außenbereich im Lauf dieses Jahres seine Hausaufgaben mehr als gut gemacht hatte, gehörte in diesem Herbst bestimmt zu den Gewinnern. Das heißt konsequentes Ausdünnen schon nach der Blüte, Entblättern der Traubenzone zum richtigen Zeitpunkt und eine sehr späte Abschlussspritzung. Das Ergebnis: kerngesundes Lesegut bis in den November hinein, so dass das Sonnenpaket des Monats voll ausgenutzt werden konnte, da Fäulnis kaum ein Thema war. Ob Weissburgunder oder Chardonnay, Grauburgunder oder Gewürztraminer, auch beim Riesling waren Mostgewichte bis zu 100o Oe. keine Seltenheit. Bei spät gelesenen Rieslingmosten lag die Säure teilweise unter 8‰. ‚Der goldene Oktober mit T-Shirt Temperaturen Tag und Nacht brachte uns einen nie da gewesenen Rotweinjahrgang – ja sogar der Cabernet Sauvignon wurde reif,‘ ergänzt Christian Guradze, Weingut Dr. Bürklin-Wolf.

Franken: Bei marktgerechter Menge wurde vom gehobenen Qualitätswein für die Literflasche bis zur Beerenauslese – natürlich beim Rieslaner – alles geerntet, meint das Weingut Kreglinger aus Segnitz. Die Silvaner versprechen nach Selektionsarbeit große Weine. Spät- und Auslesen waren insbesondere bei Riesling (mit kräftiger, reifer Säure!) und den Burgundersorten keine Seltenheit. Die Rotweine aus gesundem, voll durchgereiftem Lesegut sind in Farbe und Charakter gut.

Die Erträge sind zufriedenstellend und liegen mit 50 – 75 hl/ha, je nach Sorte, im angestrebten Zielbereich. ‚Die Ernte ist auch ein Ergebnis von intensiv durchgeführten Ertragsregulierungen bzw. qualitätssteigernden Maßnahmen,‘ so Horst Kolesch vom Würzburger Juliusspital.

Württemberg: In Württemberg liegt der Ertrag etwa 20 Prozent unter dem des Vorjahres. Graf Adelmann vermeldet 57 hl/ha gegenüber 105 hl im Landesdurchschnitt. Die Rotweine werden als sehr körperreich und extraktvoll bezeichnet. Clevner erbrachte z.B. 93 Oechsle, Samtrot 94 Oe,. Die weißen Spätlesen sind reintönig, auffallend fruchtig mit moderater Säure. Gert Aldinger meint ‚Der Jahrgang 2001 ist perfekt‘.

Baden: Neben vielen hochwertigen Spät- und Auslesen wurden auch „Höchstergebnisse im edelsüßen Bereich erzielt. Im Keller liegen fruchtige, im Geschmack sehr klare Jungweine, die von ihren Säure- und Extraktwerten sehr harmonische Weine erwarten lassen. Erhard Heitlinger schätzt die Qualität der Weißweine im Jahrgang 2001 als den Rotweinen überlegen ein. ‚Ein guter Jahrgang, der für die ersten ‚Großen Gewächse‘ in Baden ein gutes Startkapital ist‘ meint Regina Stigler aus Ihringen.

‚Die Prädikatsweingüter haben mir ihrer Geduld im September alles auf eine Karte gesetzt und diesen Poker gewonnen. Nun haben wir ein exzellentes Weinportfolio im Keller liegen, das anläßlich der Frühjahrs-Weinbörse im April 2002 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Jahrgang den Nachfrageboom nach deutschen Spitzenweinen weiter verstärken wird. Hinzu kommt, das erstmals mit dem Jahrgang viele ‚klassifzierte Lagenweine‘ bzw. ‚Erste Gewächse‘ gemäß unseres jüngst beschlossenen Casteller Klassifikationsstatuts auf den Markt kommen werden. Dass die Voraussetzungen für erstklassige terroirgeprägte Weine in diesem Jahr optimal waren, freut uns dabei natürlich ganz besonders‘ beschreibt Michael Prinz zu Salm-Salm, Präsident der Prädikatsweingüter, die Marktchancen des Jahrgangs 2001.

Information: Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter, Im Johannishof, 55435 Gau-Algesheim, Tel.: 06725-30860, Fax: 06725-308610, E-Mail.

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