15. November 2001

Umweltinstitut kritisiert SPD-Leitantrag zur Landwirtschaft für Gentechnik auf dem Bauernhof

Themen: Archiv — info @ 09:11

München (agrar.de) – Das Umweltinstitut München kritisiert den Leitantrag Landwirtschaft, der für den Bundesparteitag der SPD vom 19. – 22. November in Nürnberg vorliegt. Dipl.-Agraringenieurin Bärbel Sagi, Referentin für Verbraucherschutz des Umweltinstituts fordert von der SPD mehr Rückgrat, um die den Verbrauchern in Aussicht gestellte Agrarwende umzusetzen. Der Antrag gibt keine konkrete Richtzahl zur Entwicklung des ökologischen Landbaus vor. ‚Um sein Ziel zu erreichen, muss man wissen wo man hin will. Verbraucherministerin Renate Künast hat dafür die Richtschnur ’20 Prozent Ökolandbau im Jahre 2010′ vorgegeben. Das ist ein erstes wichtiges Etappenziel. Doch die Agrarwende muss zu Ende gedacht werden. Ziel muss die 100-prozentige Landbauwende sein.‘

Ein vollkommener Widerspruch zur Vision der nachhaltigen Landwirtschaft ist die SPD-Position zur Grünen Gentechnik. Der Leitantrag der SPD sieht vor, dass in Abstimmung mit der Wirtschaft ein sorgfältig ausgearbeitetes Forschung- und Begleitprogramm zum großflächigen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen auf den Weg gebracht wird. ‚Getechnik und nachhaltige Landwirtschaft, das passt nicht zusammen‘, beanstandet Agrarexpertin Bärbel Sagi. ‚Das ist wie wenn man Klimaschutz will und den Ausbau der Kohlekraftwerke fördert.‘ Auf dem Höhepunkt der BSE-Krise, Anfang des Jahres, hatte die Bundesregierung die Gespräche mit der Gentechnik-Industrie abgesagt. Verbraucherschutz und Agrarwende waren in aller Munde.

Jetzt stehen wieder die Interessen der Industrie im Vordergrund, befürchtet das Umweltinstitut München. Sagi: ‚Warum sonst ein Anbau- und Versuchsprogramm auf den Weg bringen, für etwas, für das es keine Nachfrage gibt‘? Umfragen bestätigen, dass die große Mehrheit der Verbraucher in Deutschland gentechnisch veränderte Lebensmittel ablehnt (EMNID September 2000, Eurobarometer 2000). Noch dazu sind die Bestimmungen zur Kennzeichnung von Gen-Food unzureichend. Auch die jüngsten Vorschläge der EU-Kommission lassen zu viele Lücken offen. Und warum sollen tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milch von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen werden, wenn die Tiere mit Gentechnik-Futter gefüttert wurden? Hinzu kommt, dass dringliche Maßnahmen zum Schutz des Öko-Landbaus vor Verunreinigungen mit gentechnisch veränderten Organismen immer noch ausstehen. Durch Abstandsregelungen muss verhindert werden, dass gentechnisch veränderte Pollen auf die Felder von Öko-Landwirten gelangen. In der weiteren Verarbeitung und Vermarktung müssen die Warenströme getrennt werden, um eine Verunreinigung von Öko-Produkten auszuschließen.

Die Agrarwende braucht den Rückenwind aller Akteure. Wer dem Verbraucher qualitativ hochwertige, gesunde und schmackhafte Lebensmittel in Aussicht stellt, muss konsequent für die 100-prozentige Landbauwende eintreten und klar machen, dass Qualität ihren Preis hat. In einem Land, in dem die Verbraucher europaweit die billigsten Lebensmittel konsumieren, sollte dies kein Tabu sein.

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