02. Juli 2001

BUND: Lebensmittelhandel muss Agrarwende stärker fördern

Themen: Archiv — info @ 11:07

Berlin (agrar.de) – In deutschen Supermärkten sind durchschnittlich weniger als drei Prozent Bio-Produkte im Angebot. Bei zu vielen Nahrungsmitteln gibt es überhaupt keine Öko-Alternative. Die wenigen Bio-Waren sind zudem schwer zu erkennen, werden nicht flächendeckend angeboten und schlecht beworben. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Marktanalyse des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), des imug-Instituts für Markt-Umwelt-Gesellschaft e.V. und des Öko-Instituts Freiburg e.V.. Wenn das Ziel der Bundesregierung, den Anteil des ökologischen Landbaus auf 20 Prozent zu steigern, erreicht werden soll, müssten die deutschen Supermärkte und Lebensmittelhandelsketten in zehn Jahren rund zehn Mal mehr Bioprodukte anbieten als heute.

Jetziger Stand: Der Umsatzanteil mit Bioprodukten liegt meist zwischen einem und zwei Prozent, teilweise unter einem und in einzelnen Warengruppen sogar bei Null Prozent. Vorreiter bei der ‚Agrarwende an der Ladentheke‘ ist der hessische Anbieter tegut: Mit über 1.000 verschiedenen Bio-Angeboten in allen Warengruppen wurden im letzten Jahr ca. 130 Millionen Mark umgesetzt. Das waren in 2000 bereits sieben Prozent vom Gesamtumsatz. 2001 strebt tegut in diesem Sektor bereits 190 Millionen Mark Umsatz an. Weit abgeschlagen dahinter folgt die Nummer drei des deutschen Lebensmittelhandels: In 2000 setzte die Edeka-Kette 30 Millionen Mark mit Bioprodukten um. Ähnliche Größenordnungen erreichten Deutschlands Branchenprimus Rewe, der größte europäische Lebensmittelanbieter Metro sowie Karstadt. Die meisten anderen großen Lebensmittelketten haben ebenfalls nur geringe Bio-Anteile: Spar, Globus, Wal-Mart, Tengelmann, Bremke & Hörster sowie der Discounter Norma erreichen mit ihren Bio-Angeboten durchschnittlich weniger als drei Prozent am Gesamtumsatz. Von 23 befragten Großunternehmen des Lebensmittelhandels gaben 11 Auskunft über ihr Bio-Sortiment. Zu vermuten ist, dass der Bio-Anteil bei jenen die nicht geantwortet haben, zum Teil noch geringer ausfällt.

In vielen Warengruppen vermelden viele Supermärkte kein einziges Öko-Produkt: So bieten Norma und Edeka keine entsprechenden Brot- und Backwaren an. Metro, Wal-Mart, Edeka und Norma haben keine Getränke aus ökologischem Anbau. Wal-Mart und Norma haben auch keine entsprechenden Angebote bei Fleisch, Wurst, Geflügel und Eiern. Prozentual die größten Anteile haben alle Anbieter bei Trockensortimenten wie Reis, Nudeln, Keksen usw., bei Obst und Gemüse sowie bei Molkereiprodukten wie Milch und Joghurts. Nicht wenige der Bio-Produkte sind allerdings nur regional und nicht in allen Filialen im Angebot.

Als Haupthindernisse einer nennenswerten Ausweitung des Bio-Angebotes werden das Fehlen eines verlässlichen Öko-Kennzeichens, die zu geringe Kundenresonanz, zu hohe Preise und zu wenige Produktalternativen genannt. Fast alle Supermarkt-Ketten versprechen jedoch Erweiterungen ihrer Bio-Sortimente.

Dr. Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer: ‚Unsere Marktanalyse bei Bio in den Supermärkten beweist: Unter den ökologisch nahezu Blinden ist tegut der König. Einer der Kleineren engagiert sich am meisten für die Agrarwende an der Ladentheke. Daran müssen sich die finanzkräftigeren Supermarktketten jetzt messen lassen. Deren Chefeinkäufer dürfen nicht länger die einseitige Angebotspolitik bestimmen. Deshalb werden wir übermorgen in Potsdam eine bundesweite Kampagne für die Ausweitung der Bio-Angebote starten. Mindestens eine deutlich beworbene Bio-Variante für alle Grundlebensmittel in allen Supermärkten – das wollen wir schnellstmöglich durchsetzen helfen.‘

Das von Agrarministerin Renate Künast angekündigte Öko-Prüfzeichen für Bio-Lebensmittel spielt nach Auffassung von Dr. Rainer Grießhammer vom Freiburger Öko-Institut dabei eine Schlüsselrolle. Die Supermarktkette Bremke & Hörster habe durch Anwendung eines Öko-Prüfzeichens ihren Bio-Umsatz im Jahr 2000 um 37 Prozent steigern können, in den ersten Monaten des Jahres 2001 sogar um 70 Prozent! Grießhammer: ‚Das Öko-Zeichen muss dringend und flächendeckend eingeführt werden, damit die Verbraucher die Agrarwende mit ihrem Kaufverhalten tatsächlich unterstützen können.‘

Ingo Schoenheit, Geschäftsführer des Instituts für Markt und Gesellschaft in Hannover: ‚Die Supermärkte sind aufgefordert, zunächst die Werbung für bereits vorhandene Bio-Angebote zu intensivieren und zugleich ihre Waren-Palette in den entsprechenden Segmenten stark auszubauen. Unsere Praxis-Checks in den Läden haben gezeigt, dass Bio-Produkte entweder gar nicht oder oft sehr schlecht zu finden sind und zudem kaum beworben werden. BSE und MKS waren deutliche Warnzeichen für die Notwendigkeit einer umwelt- und tiergerechten Lebensmittelproduktion. Die Konsumenten erwarten mehr Öko-Produkte und bessere Information. Die Supermarktketten – und vor allem auch die Discounter – können und müssen die Agrarwende mit einer ökologischen Angebotspolitik weitaus stärker fördern als bisher.‘

Links zum Thema Lebensmittel.

Kapazitäten von Biogas-Anlagen besser ausschöpfen

Themen: Archiv,Biogas,Energie — info @ 11:07

Wissenschaftler entwickeln kostengünstige und zuverlässige Sensortechnik

Bornim (agrar.de) – Wissenschaftler vom Institut für Agrartechnik in Bornim (ATB) entwickeln zurzeit ein Verfahren, das helfen soll, die Kapazitäten von Biogas-Anlagen besser auszuschöpfen. Zugleich sollen die Reaktoren sicherer gemacht werden.

Pflanzliche Biomassen sind außerordentlich energiereich und liefern sehr hohe Biogaserträge. So können etwa aus einer Tonne Mais rund 250 Kubikmeter Biogas hergestellt werden. Diese Eigenschaft bringt es jedoch mit sich, dass die Zugabe von Pflanzen eine Biogas-Anlage leicht überlasten kann. Die Folge einer solchen Überlastung ist eine Übersäuerung des Fermentationsprozesses, der im Extremfall sogar zum Erliegen kommen kann. Die Biogasproduktion sinkt dann drastisch ab, mit erheblichen ökonomischen Verlusten. Dem genauen Zeitpunkt dieser Übersäuerung wollen die Wissenschaftler auf die Spur kommen. Ziel ihrer Untersuchungen ist die Entwicklung einer kostengünstigen und zuverlässigen Sensortechnik.

Für die Produktion von Biogas sind vor allem so genannte ‚Ganzpflanzen‘ wie Mais, Raps und Getreide sowie mehrschnittige Kulturen von Klee, Gras und Luzerne vom EEG (Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien) zugelassen. Die Vergärung der Pflanzen erfolgt überwiegend gemeinsam mit Gülle durch Zumischen in einer Vorgrube oder direkte Zugabe über einen Einfüllschacht in den Biogasreaktor.

Für Landwirte, die bereits eine Biogasanlage betreiben oder eine neue Anlage planen, werden Anbau und Nutzung dieser Pflanzen immer interessanter. Laut EEG müssen Energieversorgungsunternehmen die von Biogasanlagen bis zu einer Leistung von 500 kW ins Stromnetz eingeleitete Energie mit 20 Pfennig pro Kilowattstunde vergüten. Zudem sind nach Angaben des Fachverbandes Biogas seit dem 1. Januar 2000 bundesweit rund 200 neue Biogas-Anlagen errichtet worden. Schätzungen zufolge sollen Ende des Jahres 2001 in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 1650 solcher umweltfreundlichen Biokraftwerke Strom und Wärme erzeugen.

Links zum Thema Energie und %url4%Biogas%/%.

01. Juli 2001

AbL: Vorschlag zur 90-Tier-Grenze

Themen: Archiv — info @ 12:07

Hamm (agrar.de) – Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast Vorschläge unterbreitet, um die vom EU-Agrarministerrat beschlossenen Vorgaben bezüglich der 90-Tier-Obergrenze bei den Bullenprämien auf nationaler Ebene im Sinne von Arbeit und Umwelt umzusetzen.

Die Bundesvorsitzenden der AbL, Maria Heubuch (Leutkirch/Allgäu) und Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf (Spenge/Westfalen), zeigten sich in einem Brief an die Ministerin sehr erfreut darüber, dass die ‚von der AbL entwickelten Vorschläge zur Berücksichtigung der Arbeitskosten als Bemessungsgrundlage von Prämien in der Landwirtschaft‘ auf europäischer Ebene aufgenommen worden sind.

Der EU-Agrarministerrat hatte bekanntlich am 19. Juni eine Beschlussvorlage von EU-Kommission und EU-Parlament angenommen, nach der die 90-Tier-Obergrenze bei den Prämien für männliche Rinder EU-weit obligatorisch eingeführt wird. Der Beschluss gibt den einzelnen EU-Staaten darüber hinaus die Möglichkeit, auch für mehr als 90 Bullen pro Betrieb Prämien zuzulassen, wenn die Betriebe ‚objektive Kriterien für Beschäftigung und Umwelt‘ erfüllen; diese Kriterien sind auf Ebene der einzelnen Staaten festzulegen.

‚In Deutschland komme es nun darauf an, die EU-Vorgaben für einen Einstieg in eine andere Begründung der Prämien in der Landwirtschaft zu nutzen‘, bewertet Graefe zu Baringdorf die EU-Beschlüsse. Nicht mehr die reine Produktionsmenge, wie etwa die Zahl der Tiere, dürfe zur Grundlage der Prämienhöhe herangezogen werden. Vielmehr müssten auch die Leistungen der Betriebe für Beschäftigung und Umwelt berücksichtigt werden.

Nach Ansicht der AbL sollten die Betriebe für mehr als 90 Bullen Prämien in Abhängigkeit von ihren Arbeitskosten und ihren Umweltleistungen beantragen können: Betriebe, die zum einen nicht mehr als 2 Großvieheinheiten pro Hektar halten und ihre Rinder nicht auf Vollspaltenböden aufstallen, sondern (z.B. mit Stroh) eingestreute Liegeflächen und Auslauf oder Weidegang ermöglichen, sollten 50 % ihrer Arbeitskosten anrechnen können. Wer darüber hinaus auch noch Gras statt Mais für die Grundfutterversorgung nutze und dazu ein Drittel seiner Fläche als Grünland oder Kleegras nutze, der solle 100 Prozent der Arbeitskosten in Ansatz bringen können, so das AbL-Modell.

Grundsätzlich weist die AbL darauf hin, dass es den EU-Vorgaben nicht entsprechen würde, wenn die Betriebe mehr Prämien erhielten als sie Arbeitskosten hätten. ‚Das würde in bestimmten Betrieben die Überkompensation durch die Rinderprämien nur fortführen‘, so die Bundesvorsitzende Maria Heubuch, Milchbäuerin aus dem Allgäu.

Information: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Bundesgeschäftsstelle, Bahnhofstraße 14, 59065 Hamm/Westf., Tel.: 02381-9053171, Fax: 02381-492221

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