Stockholm (agrar.de) – Kommissionsmitglied Franz Fischler, zuständig für Landwirtschaft, Entwicklung des ländlichen Raums und Fischerei, ist in Stockholm mit Vertretern der schwedischen Verbraucher, des Agrarsektors, der Lebensmittelindustrie, des Einzelhandels und der Hochschulen zu einem Round-Table-Gespräch über ‚Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung‘ zusammengetroffen.
In Stockholm findet das erste derartige Round-Table-Gespräch statt, andere in anderen Mitgliedstaaten werden folgen. Die Debatte über die Zukunft der Landwirtschaft und der Lebensmittelerzeugung ist Anfang dieses Jahres von Kommissionsmitglied Fischler und dem für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständigen Kommissionsmitglied David Byrne angestoßen worden. ‚Dieses Round-Table-Gespräch ist der Ausgangspunkt für eine breit angelegte Debatte mit allen Beteiligten über das, was die Bürger von der Landwirtschaft und den Produkten, die sie essen, erwarten. Wir dürfen diese Debatte nicht den Politikern und den Sachverständigen überlassen, sondern wir müssen uns um Transparenz, Qualität und Sicherheit und um die Einhaltung aller Umwelt- und Tierschutzauflagen bemühen. Die Frage, die sich uns stellt, ist, ob sich mit der heutigen Agrarpolitik die Ziele, über die allgemein Einigung herrscht, auch tatsächlich erreichen lassen. Das heutige Gespräch hat wertvolle Gedanken für die im nächsten Jahr anstehende Überprüfung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und neue Ideen für eine noch nachhaltigere Agrar- und Lebensmittelpolitik geliefert‘.
Bei dem Round-Table-Gespräch in Stockholm ging es um die Themen, die noch weiter untersucht und erörtert werden müssen. Folgende Fragen standen dabei im Mittelpunkt:
– Was erwarten die Bürger von einem modernen Agrarsektor und einer modernen Agrarproduktion und wie kann die EU-Politik hier Hilfestellung leisten?
– Wodurch unterscheidet sich der Agrarsektor von anderen Wirtschaftszweigen?
– Sollte das Europäische Agrarmodell eine noch weitergehende Diversifizierung beinhalten?
– Wie können wir die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft fördern wirtschaftlich, ökologisch und sozial?
– Wie kann ein Agrarsektor, der auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein muss, die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel gewährleisten?
– Was verstehen wir unter hochwertigen Lebensmitteln und welche Beziehung besteht zwischen der Qualität und dem Preis eines Produkts?
– Befriedigt der Einzelhandel die Verbrauchernachfrage nach sicheren und hochwertigen Lebensmitteln?
Kommissionsmitglied Fischler betonte den Teilnehmern gegenüber allerdings auch, dass sich die GAP bereits stark verändert hat. Durch die jüngsten Reformen im Rahmen der Agenda 2000 wurde die ländliche Entwicklung zum integralen Bestandteil der Agrarpolitik; von der Agrarpolitik, die in der Nachkriegszeit konzipiert wurde und deren Erfolg auf Kosten nachhaltigerer Formen der Landwirtschaft ging, sei nur noch wenig übrig. Zunehmend würden eine weniger intensive Landwirtschaft und ökologische Anbaumethoden gefördert. Es gebe bessere Kontrollen, bessere Testverfahren und bessere Verarbeitungsnormen. Die neuen Vorschriften für die Kennzeichnung von Rindfleisch seien eingeführt worden, weil ‚die Verbraucher wissen wollen, woher das Fleisch auf ihrem Teller stammt‘.
Lebensmittelqualität und Lebensmittelsicherheit stehen zunehmend im Mittelpunkt des Interesses, weil die europäischen Verbraucher ’sichere Lebensmittel wollen‘. Wegen der verschiedenen Tierseuchen und der BSE-Krise ‚mussten wir den gesamten Bereich der Lebensmittelerzeugung vom Hof bis zum Herd genau durchleuchten. Das ist geschehen, und jetzt können wir weitergehen‘, so Fischler. ‚Wir müssen die soziale und wirtschaftliche Dimension der ländlichen Räume berücksichtigen und den ethischen und ökologischen Bedenken der europäischen Bürger Rechnung tragen.‘
Das heutige Round-Table-Gespräch ist eine Reaktion auf die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit und mehr Tierschutz. Herr Fischler und Herr Byrne (zuständig für Gesundheit und Verbraucherschutz) planen für die kommenden Monate eine Reihe von Treffen und Diskussionsrunden über die Zukunft der Lebensmittelpolitik und der Lebensmittelerzeugung.
Nach den Diskussionen über die Lebensmittelsicherheit auf dem informellen Treffen der EU-Agrarminister in Östersund im März sollen in mindestens sieben weiteren Mitgliedstaaten Round-Table-Gespräche stattfinden, das nächste am 31. Mai in Dublin. Die beiden Kommissare werden außerdem am 6. Juni an einem Internetchat teilnehmen sowie an einem vom Europäischen Parlament veranstalteten Hearing und einer Diskussionsrunde aller Akteure der Ernährungswirtschaft.