17. Mai 2000

Mehrkosten durch Gentechnik?

Themen: Archiv — info @ 14:05

Schweizer Diskussionen um die GVO-Zulassung

Bern (agrar.de) – Eine Untersuchung des Wold Wildlife Fund WWF sorgt in der Schweiz für erneute Diskussionen über den Einsatz von gentechnisch veränderter Organismen (GVO) in der Landwirtschaft.

Die Studie untersuchte drei Szenarien: Landwirtschaft, die auf gentechnisch verändertes Saatgut und Futtermittel verzichtet, Landwirtschaft, die wenig Gentechnik verwendet, sowie Landwirtschaft, die sich in grossem Umfang auf Gentechnik stützt. Einbezogen wurden die Produkte Weizen, Mais, Raps, Kartoffeln, Schweinefleisch und Milch.

Die beauftragte Beraterfirma Basler + Partner kam zu dem Schluss, dass Bauern durch die Gentechnik keine Vorteile, aber erhebliche Mehrkosten haben werden. Unabhängig davon, ob sie die neue Technologie nutzen oder nicht. Die Mehrkosten entstünden vorwiegend durch höherem Aufwand für die Warentrennung, Beschaffung der Rohstoffe, Deklaration und Kontrollen. Dabei spiele der so genannte Sicherheitsgürtel eine wichtige Rolle. Um glaubwürdig ohne Gentechnik produzieren zu können, müssten mit Hilfe von Sicherheitsstreifen gentechnikfreie Kulturen von der Berührung durch Pollen veränderter Pflanzen geschützt werden. In der kleinräumigen heimischen Landwirtschaft sei ein Nebeneinander der Produktionen mit und ohne Gentechnik nur mit sehr grossem Aufwand möglich.

Die Forderung des WWF nach Verzicht auf Gentechnik in der Landwirtschaft wurde auf einer Pressekonferenz auch durch die Union des Producteurs Suisse (UPS), die Bio Suisse und die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) unterstützt.

Der Schweizerische Bauernverband (SBV) teilte mit, er sehe sich durch die Studie in seiner Forderung bestätigt, bis zum Jahre 2010 auf die kommerzielle Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen zu verzichten. Er schlussfolgert, ‚dass der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in absehbarer Zeit der schweizerischen Landwirtschaft keine Wettbewerbsvorteile verschafft.‘

Die schweizerische Landwirtschaft werde im Verhältnis zu andern Landwirtschaften in andern Ländern immer auf einem höheren Kostenniveau produzieren müssen. Sie müsse deshalb ihre Produkte in einem hohen Preissegment positionieren können. Dazu sind nach Meinung des Verbandes eindeutige, anspruchsvolle und leicht kommunizierbare Qualitätsanforderungen erforderlich. Mit dem klaren Verzicht auf gentechnische Eingriffe würde ein solcher qualitativer Wettbewerbsvorteil geschaffen.

Die Organisationen GenSuisse und %url4%InterNutrition%/% bezweifeln die Ergebnisse der WWF-Studie und bezeichneten sie in einer Mitteilung als tendenziös. Studien in der Vergangenheit hätten gezeigt, dass ein Einsatz von Gentechnologie in der Landwirtschaft aus ökologischer und ökonomischer Sicht sinnvoll sein könne. Das Einkommen der Landwirte könne damit erhöht werden.

Die eidgenössische Ethikkommission für die Gentechnik im ausserhumanen Bereich (EKAH) stellte sich in der vergangenen Woche gegen ein gesetzliches Verbot der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen. Sie tritt für ein Moratorium für kommerzielle Freisetzungen und Versuche, die unmittelbar der Inverkehrbringung von GVO dienen, ein. Im Falle von forschungsrelevanten Freisetzungsversuchen empfiehlt sie strenge Bewilligungsverfahren.




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