10. Januar 2000

Landwirtschaft vor rasantem Strukturwandel?

Themen: Archiv — info @ 11:01

Sonnleitner erwartet ‚Fusionswelle‘

Berlin (agrar.de) – Die Fusionen in der deutschen Agrarwirtschaft zu größeren Vermarktungseinrichtungen werden sich nach Einschätzung des DBV-Vorsitzenden Gerd Sonnleitner in diesem Jahr verstärkt fortsetzen. Sonnleitner sagte der ‚Berliner Morgenpost‚, dass nach den Entwicklungen auf dem Molkereisektor – mehrere Kooperationen wurden um die Jahreswende beschlossen oder angekündigt – jetzt der Schlachthofbereich vor entscheidenden Weichenstellungen stehe. ‚Hinter den Kulissen laufen sehr intensive Gespräche, die zum Teil schon sehr weit fortgeschritten sind‘ wird der Bauernpräsident zitiert. Auch bei den Zuckerfabriken gebe es entsprechende Bestrebungen. In allen Bereichen bewege sich etwas, um die Wettbewerbspositionen zu verbessern, schlagkräftiger zu werden und dem Lebensmittelhandel Paroli bieten zu können.

‚Wegen der insgesamt nicht erfreulichen Entwicklung der Märkte lastet ein enormer Druck auf den Bauernhöfen‘ sagte Sonnleitner. Es gebe zwar eine erfreuliche Entwicklung zur überbetrieblichen Zusammenarbeit und bei Zusammenschlüssen zu Bewirtschaftsgesellschaften, die Betriebe müssten aber noch stärker zusammenarbeiten, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken.

Wegen der strukturellen Nachteile in vielen Regionen sei eine Investitionsförderung über die Gemeinschaftsaufgabe des Bundes-Agrarhaushalts weiterhin unbedingt erforderlich. ‚Um mit der Produktivität auch im europäischen Wettbewerb mithalten zu können, müssen die Bauern trotz niedriger Preise in die Zukunft investieren.‘ Dies sei jedoch wegen extrem niedriger Gewinnmargen im Agrarbereich sehr schwierig, so Sonnleitner. Die erforderlichen Investitionen in der Landwirtschaft sind nach seinen Worten wesentlich höher als in anderen Branchen. ‚Ein Arbeitsplatz in der Landwirtschaft ist fast doppelt so teuer wie in der gewerblichen Wirtschaft.‘

Eine Marktbereinigung hält Sonnleitner auch bei der Qualitätskennzeichnung von Agrarprodukten durch Güte- und Prüfsiegel für erforderlich. Das Angebot müsse gestrafft werden, weil eine Inflation von Prüf- und Gütesiegeln den Verbraucher nur verwirren würde. Es sollte eine Konzentration auf einige wenige Prüf- und Gütesiegel geben, die sich im Bewusstsein der Verbraucher verankern könnten. Die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) habe hier gute Ansätze.

Sonnleitner äußerte sich anläßlich der am kommenden Freitag beginnenden ‚%url4%Grünen Woche%/%‘. Zur 65. Berliner Leistungsschau der Agrarwirtschaft werden 1600 Aussteller aus 65 Ländern und etwa 500.000 Besucher erwartet.




   (c)1997-2017 @grar.de