09. Juni 1999

Öko-Schweinemast verbesserungsbedürftig

Themen: Archiv — info @ 09:06

Bonn/Kulmbach (agrar.de) – Unbefriedigende Mastleistungen bei Öko-Schweinen gehen häufig auf eine unausgewogene Energie- und Nährstoffversorgung der Tiere zurück. Das berichtet das Fachblatt „Züchtungskunde“.

Eine ertragreiche Schweinemast sei jedoch auch im Rahmen der Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) möglich. Das hätten Fütterungsversuche der Fachhochschule Weihenstephan, der Bundesanstalt für Fleischforschung, Kulmbach, und der Landesanstalt für Tierzucht bestätigt.

Die Untersuchungsergebnisse faßt Dr. Sigrid Baars vom Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AID) faßt die Ergebnisse so zusammen:

„Zugekaufte Ferkel (Du x DL Kastraten) wurden entweder allein mit Kraftfutter oder mit Kraftfutter plus Grassilage gefüttert. Die Kraftfuttermischung für Anfangs- bzw. Endmast bestand aus 44,2 % bzw. 46,9 % Gerste, 25 % Triticale, 10 % buntblühenden Ackerbohnen, 12 bzw. 15 % Rapskuchen, 6 bzw. 1,5 % Kartoffeleiweiß und 2,8 bzw. 1,6 % Mineralfutter. Durch die Kombination von Leguminosen- und Rapsprotein läßt sich das Angebot an essentiellen Aminosäuren günstig dem Bedarf der Schweine anpassen; so lagen beispielsweise die Lysingehalte bei 9,8 bzw. 8,2 g/kg.

Verdauungsversuche wiesen für die beiden Kraftfuttermischungen jeweils 13 MJ ME/kg aus. Die Schweine fraßen das Kraftfutter, das restriktiv angeboten wurde, ohne Probleme. Während der Anfangsmast blieben die mittleren täglichen Gewichtszunahmen mit 543 g hinter den errechneten Werten zurück. Dies könnte durch die abrupte Umstellung von der Aufzuchtfütterung mit Sojaextraktionsschrot auf die Fütterung von Ackerbohnen und Rapskuchen verursacht worden sein. Sowohl Ackerbohnen als auch Rapskuchen enthalten Inhaltsstoffe wie Tannine und Glucosinolate, die die Verdauung ungünstig beeinflussen können. Während der Mittelmast lagen die mittleren täglichen Gewichtszunahmen bei 846 g, so daß über die Gesamtmastzeit Zunahmen von 677 g je Tag erzielt wurden. Die eingesetzte Grassilage war kleereich und stammte von extensiv bewirtschaftetem Dauergrünland (TS-Gehalt 28,2 %, Verdaulichkeiten von Rohprotein 63 % und organische Substanz 59 %, Gehalt an Umsetzbarer Energie 7,2 MJ/kg TS). Sie wurde in der Mittel- und/oder Endmast angeboten und anfangs nur zögerlich gefressen. Erst in der Endmast nahmen die Schweine annähernd die für ihren Bedarf errechneten Mengen auf. Die Schweine fraßen im Herbst und Winter deutlich mehr Silage als im Sommer.

Als mögliche Ursachen hierfür werden die Umgebungstemperaturen diskutiert: So sinkt bei Schweinen allgemein die Futteraufnahme mit steigender Umgebungstemperatur; hohe Temperaturen könnten auch zu einem raschen Verderb der Silage geführt haben. Die bei der mikrobiellen Verdauung der Rohfaser entstehende Fermentationswärme könnte sich im Sommer bei hohen Umgebungstemperaturen ungünstig, im Winter aber positiv zur Aufrechterhaltung der Körperwärme ausgewirkt haben. Über die gesamte Mastzeit sank mit zunehmendem Silageanteil die Mastleistung – bei Grassilagefütterung in Mittel- und Endmast wurden 69 kg Silage je Tier benötigt, gegenüber der reinen Kraftfuttermast wurden hierdurch pro Tier und Mastzeit 19 kg Kraftfuttermischung eingespart, die Minderaufnahme an Umsetzbarer Energie lag damit bei 89 MJ je Tier. Die Tageszunahmen besonders der Endmast sowie Schlachtgewicht und Ausschlachtung waren bei Silagefütterung geringer.

Die „kombinierte Fütterung“ bewirkte weicheren Speck und einen höheren Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Das Fleisch-Fett-Verhältnis lag bei der reinen Kraftfuttergruppe bei 1 : 0,46 und bei den „kombinierten“ Gruppen bei 1 : 0,43 bzw. 0,42. Die Fleischfläche lag bei höchstem Silageanteil mit 40,2 cm2 am niedrigsten, aber bei kombinierter Fütterung mit Silage, während der Mittelmast am höchsten (43,9 cm2). Die Fleischbeschaffenheit war in allen Fütterungsgruppen einwandfrei und zeigte keinerlei DFD-Abweichung. Auch hinsichtlich der sensorischen Prüfung wurden keine Gruppenunterschiede festgestellt, der Gesamteindruck wurde mit 3,3 bis 3,5 Punkten bewertet.“




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