Brüssel (agrar.de) – Der Verbraucherausschuß der EU verlangt von der Europäische Kommission drastische Maßnahmen gegen die fortschreitende Ausbreitung der Antibiotikaresistenz.
Die derzeitige Verwendung von Antibiotika sei völlig unüberschaubar und eine ernste Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Dabei gehe es um die:
– übermäßige Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung in Form von Futterzusatz zur Wachstumsförderung, aber auch veterinärmedizinisch als Heilmittel oder vorbeugendes Medikament,
– unbekannte Verwendung von Antibiotika in der Landwirtschaft zur Vorbeugung bakterieller Pflanzenkrankheiten und zum Pflanzenschutz,
– unkontrollierte Verwendung von Antibiotika in der Humanmedizin.
Erkenntnissen der Bakteriengenetik zufolge, bestünden Resistenzgene häufig aus mobilen Elementen, die Mehrfachresistenzen gegenüber zahlreichen Antibiotika auslösten.
Antibiotikaresistenz sei daher ein Phänomen der genetischen Ökologie. Die medizinische Versorgung der Menschen, die Tiermedizin, die Tierhaltung und die Landwirtschaft sei dabei Teil ein und desselben Ökosystems.
Bakterien und Bakteriengene könnten jedoch frei von einem Ökosystem zum anderen wechseln (von Mensch zu Mensch innerhalb und außerhalb von Krankenhäusern, von Tier zu Nahrungsmittel oder von Nahrungsmittel zu Mensch). Somit breiteten sich mit Bakterien auch Resistenzen aus.
Resistente Stämme von Zoonosebakterien wie Salmonella, Campylobacter und E. Coli seien so bereits von Tieren auf Menschen übertragen worden, in erster Linie durch Nahrungsmittel.
Die Resistenz könne zudem von einem Bakterium auf das andere übertragen werden. Es lägen inzwischen auch Beweise für die sog. bakterielle Kreuzresistenz zwischen veterinärmedizinischen und humanmedizinischen Antibiotika vor (z.B. Avoparcin (Tiermedizin) und Vancomycin (Humanmedizin).
Als Wachstumsförderer eingesetzte Antibiotika begünstigten zudem die Besiedlung des Darms von Tieren durch resistente Bakterien wie Salmonella, E. Coli usw.
Der Verbraucherausschuß fordert daher ein totales, EU-weites Verbot der Verwendung von Antibiotika
– als Futterzusatz in der Tierzucht, sei es zur Vorbeugung, sei es zur Wachstumsförderung
– zum Pflanzenschutz in der Landwirtschaft